Von Trennungen und ramponierten Nerven – oder von übersprungenen Hürden und einem endlich fertigen Roman

Es ist nicht einfach, das textliche Manuskript für fertig zu erklären. Man kann immer etwas verbessern, findet immer noch ein Fehlerchen. Aber letztendlich habe ich mir einen Ruck gegeben und mit dem Satz des Textes begonnen. Ein Buch komplett fertig zu gestalten macht mir große Freude, eigentlich …

Der Text läuft automatisch in die Form ein, die man vorher (nach vielen Entscheidungen, die zu treffen sind) festgelegt hat, muss dann aber im Detail nachgebessert werden. Eigennamen sollten nicht getrennt sein, eine Seite nicht mit einer einzigen eingezogenen Zeile stehenbleiben oder anfangen. Bessert man an einer Stelle nach, stimmt es an anderer Stelle nicht mehr. Ich verzichte auf weitere Details, ich kann nur sagen, es war nervenaufreibend, weil der Computer keinesfalls immer das gemacht hat, was er sollte.

Wirklich Freude dagegen hat die Entwicklung des Umschlags gemacht. Dieses Mal gab es aber zwei Varianten, die mir beide seeeehr gut gefielen, und ich habe mich mit der Entscheidung ziemlich gequält. Und dann muss man zum Schluss auf den Knopf für die Freigabe drücken, sein Baby in die Welt entlassen, das ist auch noch mal eine Riesenhürde. Aber ich habe sie übersprungen:

Tataa!

248 Seiten | € 9,80 Taschenbuch | € 4,99 eBook. In eurer Lieblingsbuchhandlung oder jeder anderen Buchhandlung und natürlich bei Amazon, BOD, …

Leichtes und Schwieriges – oder von neuen Erfahrungen

Bei meinem Erstling war mir das Thema der Geschichte irgendwann in den Schoß gefallen – ich konnte mich auf eigene Erfahrungen stützen und musste „nur“ daran arbeiten, es nicht zu autobiografisch werden zu lassen, den Figuren ein Eigenleben zu geben und den Plot interessant zu gestalten. 

Beim aktuellen Projekt war das anders, es bedeutete eine neue Herausforderung. Es ist eine ganz andere Hausnummer, einen Stoff und eine Dramaturgie von Null an zu entwickeln, Figuren zu erschaffen, Spannung zu erzeugen. Es war manchmal wirklich sehr mühsam und zäh. Zu Beginn fühlte es sich mehr an wie: ich bastele mir einen Roman als: ich schreibe einen Roman. Frustration und Zweifel waren häufige Begleiter. Bis es dann auf einmal lief und ich nur noch schrieb und schrieb. Es ist schön, wenn es leicht geht, aber es weckt auch Misstrauen. Denn wenn einem die Formulierungen zu schnell einfallen, man es zu simpel ausdrückt, weil man es so im Kopf hat, tausendmal gehört oder gelesen hat, dann verstellt es womöglich den Weg für das Echte, das wirklich Treffende, das Eigene. 

Meine erste Fassung war zu grob, zu dünn, die Konflikte waren nicht genug zugespitzt, bestimmte Aspekte nicht ausreichend vertieft. Dieses Feedback gab es auch von meinen Testleserinnen. Zum Glück liebe ich die Überarbeitung, das Spielen mit Worten und Sätzen; ich bin immer wieder fasziniert, was eine kleine Umstellung im Satz für eine große Wirkung haben kann. Gleichzeitig schockiert es mich, wie quälend es ist, wenn sich das richtige Wort für ein Gefühl einfach nicht einstellen will. Und dann gibt es noch das Thema „Verschlimmbessern“, das kann durchaus passieren, wenn man sich zu lange an einer Stelle aufhält. Und es kann sehr quälend sein, Entscheidungen zu treffen.. Ist diese Formulierung schöner bzw. treffender oder jene? Es erinnert mich an die Fragen beim Optiker: Ist es so besser oder so?

Mitten im Lauf fiel mir der Titel für den Roman ein (es war eine äußerst langwierige Suche beim ersten Buch) und fast gleichzeitig hatte ich Ideen, wie das Cover aussehen sollte. Einiges war also dieses Mal leichter, anderes deutlich schwieriger. Für mich hat es eine neue Entwicklungsstufe beim Schreiben bedeutet, das allein war es schon wert. Aber mit dem Schreiben allein ist es ja leider nicht getan. Bevor ein Manuskript zu einem Buch wird, gilt es erneut große Hürden zu überwinden. Wahrscheinlich ist das wie bei einem Reit-Parcours. Es gibt Hürden, über die springt man gerne, und es gibt Hürden, vor denen man zurückscheut. Nächstes Mal geht es um die ekligen Hürden. 

Recherche mit Hindernissen – oder vom digitalen Spazierengehen

Für mich war es klar, ich begebe mich für vier Wochen an den Ort, über den ich schreiben will und lasse Umgebung, Klima, Flora und Fauna auf mich wirken. Schaue mir die Menschen an, höre ihnen zu und sauge Stimmungen auf. Doch Corona ließ die Reise nicht zu. Zum Glück war ich vor zwei Jahren im Périgord, dem geplanten Schauplatz, gewesen. Der Aufenthalt mit all seinen Facetten hatte mich begeistert, und die holländischen Vermieter unserer Ferienwohnung hatten mich überhaupt erst auf die Idee für das Romanthema gebracht. Ich hatte also ein grobes Bild vom Schauplatz, aber das hätte unbedingt vertieft werden müssen! 

Da es sich beim Périgord um eine touristisch attraktive Gegend und beim Städtchen Sarlat und die Dörfchen im Umfeld um Besuchermagneten handelt, habe ich reichlich Material im Internet gefunden – schöne Fotos und viele Filme mit tollem Informationsmaterial und geführten Spaziergängen durch die Orte, an denen ich den Roman ansiedeln wollte. Und ich erfuhr, dass Helena, die nette Holländerin, einen Blog über ihr Auswanderabenteuer geschrieben hatte. Die (natürlich auf holländisch geschriebenen) Blogbeiträge habe ich mit deepl.com (ein gutes Übersetzungsprogramm) ins Deutsche übertragen und mich davon inspirieren lassen. Und mich teilweise köstlich amüsiert über die drollige Übersetzung; letztlich konnte ich aber immer erahnen, was gemeint war. 

Parallel dazu habe ich in Reiseführern über die Gegend gelesen und mir Unmengen von Büchern zum Thema Frankreich zugelegt, eine kleine Auswahl: Fettnäpfchenführer FrankreichSo sind sie, die FranzosenSavoir-Vivre, leben wie eine FranzösinIm Ausland leben für Dummies. Mit all diesen Instrumenten habe ich mich in eine „französische Stimmung“ versetzt. Im September 2020 habe ich es dann doch noch nach Frankreich geschafft, zwar nur für zehn Tage, aber die Zeit war sehr wertvoll, um das Frankreich-Feeling noch einmal aufzupolieren. Auswanderin Helena hat mir kostbare Stunden gewidmet und viel von ihren Erfahrungen berichtet. Das hat mir noch mal einen guten Schub gegeben. Dennoch – es war ein schwieriges Romanprojekt. In Kürze mehr dazu.

Das Ding zum Laufen bringen – oder wie Corona sich einmischte

Ich schreibe für mein Leben gern, aber es gibt auch sehr viel anderes, das Spaß macht. Oder auch keinen Spaß macht, aber getan werden muss. Will heißen, zu Beginn habe ich gearbeitet, wenn es zeitlich passte. 

Familie, Freundschaften und Pflanzen wollen aber gepflegt, Unkraut und Staubwolken entfernt, Sport betrieben, Zeitungen und Bücher gelesen, Blogbeiträge geschrieben und der ganz normale Alltagswahnsinn bewältigt werden. Diese Vielfalt, die das Leben bietet, fasziniert und beglückt mich immer wieder aufs Neue. Also habe ich versucht, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen. Man könnte doch annehmen, meine bisherige Schreiberfahrung hätte mich eines Besseren belehrt. Es hat gedauert, bis ich es erneut  kapiert und (schweren Herzens) den Schalter umgelegt habe: Die frühmorgendliche Lesezeit im Bett streichen, Frühstück und Zeitungslektüre schneller beenden, den Vormittag ausschließlich fürs Schreiben reservieren. Nur so funktioniert es bei mir und so scheint es bei anderen auch zu sein. Die Schriftstellerin Eva Menasse sagt: Man braucht einfach Ruhe und Ungestörtheit für so etwas Altmodisches wie einen Roman, eine Kunstform, die sehr viel Zeit und Abgeschiedenheit erfordert. 

Dank Corona gab es auf einmal reichlich Zeit und Abgeschiedenheit – ein echter Pluspunkt. Aber Corona verhinderte auch meinen geplanten Recherche-Aufenthalt im Périgord. Ein Hindernis, das mich erheblich ins Trudeln brachte. Aber der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Wie das bei mir aussah, davon erzähle ich beim nächsten Mal.

Fleißarbeit – oder von Figuren, die nicht das machen, was der Autor will

In Schreibratgebern gibt es viele Hinweise, wie man am besten Figuren anlegt, mit Listen zu Namen, Aussehen, Charakter, besonderen Gewohnheiten und all den Eigenschaften, die einen Menschen ausmachen. Tagelang und seitenweise habe ich Figuren entworfen, Figuren, die ich später gar nicht verwendet habe, weil die Geschichte sich anders entwickelt hat als vorgesehen. Zu den Personen, die mitspielen, habe ich mir ausführliche Geschichten ausgedacht, nur um diese hinterher nicht zu verwenden. Aber ich kenne ihre Biografie, und das ist das, was zählt, denn nur wenn man in die Person hineinschlüpft und ganz viel über sie weiß, kann man über sie schreiben. So habe ich an einigen Stellen beim Prüfen gemerkt, nein, so verhält sich dieser Mensch nicht, es passt nicht! Die Protagonistin Charlotte schmiegt sich nicht an, sie umarmt stürmisch! 

Zunächst habe ich mit handschriftlichen Notizen in einer wunderschönen Kladde gearbeitet, doch dann bin ich umgeschwenkt auf ein digitales Notizbuch, OneNote, das es mir ermöglicht hat, die Notizen strukturiert abzulegen und (wichtig!) leicht wiederzufinden. Und sofort fühlte sich mein Vorhaben deutlich professioneller an – obwohl ich eigentlich keine Freundin digitaler Tools bin. Man entwickelt sich doch weiter 😉  Leider entwickelte sich zu dieser Zeit eine weltumspannende Epidemie, die unser aller Leben in einem bisher nicht vorstellbaren Ausmaß veränderte. Wie sich das auf mein Projekt auswirkte, erfahrt ihr demnächst.

Los geht’s – oder von Ablenkungen und Äußerlichkeiten

Ich hatte nicht vorgehabt, noch einmal ein Buch zu schreiben. 2017 hatte ich mir meinen langgehegten Traum erfüllt, einen Roman zu verfassen (Zu jung für sie?). Ich hatte mich seinerzeit extrem schwer damit getan, überhaupt ein Thema zu finden. Bis ich dann auf die Idee kam, über eine Beziehung mit großem Altersunterschied zu schreiben, weil ich mich dafür als kompetent erachtete. Bei der Arbeit daran habe ich die Erfahrung gemacht, dass es viel Disziplin, viel Fleiß, große Anstrengung und jede Menge Zeit kostet, einen Roman zu verfassen. Mission erfüllt, dachte ich seinerzeit. Aber dann sprang mich das Thema Neuanfang in einem anderen Land an, und ich fand, so muss es sein, das Thema findet einen, nicht umgekehrt! 

Für ein neues Projekt gilt es, sich in Schwung zu bringen. Bei mir funktioniert das so, dass ich mir mein Schreibumfeld einrichte, mein Zimmer aufräume, meinen Schreibtisch von allem Überflüssigen befreie, aber gleichzeitig mit liebgewonnen Teilen schmücke – ein Spagat, den wahrscheinlich nur Dekomäuse und Designverliebte nachvollziehen können 😉 Man kann sich mit diesen Äußerlichkeiten wunderbar ablenken und aufhalten. Es gibt beim Schreiben eines Romans immer wieder diese Klippen – Stufen, auf denen man verweilt, weil man den Sprung auf die nächste Ebene scheut. Ich saß also vor meinem perfekt eingerichteten Schreibtisch in meinem super aufgeräumten Zimmer (es gab einfach nichts mehr zu tun) und fragte mich, wie beginnen? Wie mich dem Thema nähern? Das gute alte Mind Mapping fiel mir ein, das hatte mir schon so oft geholfen! Also habe ich einen großen Bogen Papier genommen und die eintrudelnden Gedanken darauf festgehalten. So konnte ich auch gut erkennen, auf welchen Feldern ich (besonders viel) recherchieren musste. Das Blatt war nun aber so groß, dass ich nicht wusste, wo ich es hinlegen sollte, damit ich es immer im Blick haben konnte. Es musste also an die Wand und da bot es sich doch an, erst mal eine schöne Pinnwand zu kaufen. So viel zum Thema Ablenkung und Äußerlichkeiten. War ich nun bereit? Demnächst mehr!

Ein Roman entsteht – oder wie es dieses Mal begann

Ein Thema zu finden oder sich für eins zu entscheiden, ist die erste große Hürde für mich. Ist nicht über alles schon geschrieben worden? Von Menschen, die mehr zu sagen haben als ich? Doch manchmal hilft der Zufall nach. Vor zwei Jahren haben wir im Frankreich-Urlaub eine holländische Familie kennengelernt, die sich mit ihren beiden Kindern im Périgord eine neue Existenz aufgebaut hat. Das fand ich so spannend, dass ich Lust bekam, mich mit dem Thema Auswandern zu beschäftigen und darüber zu schreiben. Was treibt Menschen an, ihr Heimatland zu verlassen, und wie steinig ist der Weg zu einem neuen Zuhause im Ausland? Was macht das mit einer Beziehung? Wie reagieren Kinder, die in der Regel keine Veränderung mögen, auf solche Pläne? Was sagt das Umfeld? Kann man Auswandern innerhalb der EU überhaupt als Auswandern bezeichnen?

Es geht also in meinem Roman (noch ist es ein Manuskript!) um eine Familie mit zwei Kindern auf dem Weg zu einem möglichen Neuanfang in Frankreich – es geht um Wünsche und Hoffnungen, um Zweifel, Zwiespältigkeiten, Ängste, Widerstände, Rückschläge und um all das, was es für so ein Vorhaben braucht – Mut, Begeisterung, Energie und vor allem eine Vision. 

Zu Beginn des vorigen Jahres habe ich begonnen, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Teil des Plans war natürlich, zunächst in Frankreich zu recherchieren und die holländische Familie nach ihren Erfahrungen zu fragen. Für April war ein längerer Aufenthalt geplant. Doch dann kam Corona … Fortsetzung folgt! 

Impfung mit AstraZeneca

Der Weg zum Termin 

Am 24. Februar habe ich mich als Impfwillige in der Priogruppe 2 online registriert. Und zusätzlich habe ich mich etwas später als „Springer“ eingetragen. Das ist eine Möglichkeit für Kurzentschlossene, die es in 30 Minuten ins Impfzentrum schaffen, wenn Impfstoff übrigbleibt. Anfang April kam der Bescheid für einen Springertermin, der fünf Tage später terminiert war – unter einem Springertermin hatte ich mir etwas anderes vorgestellt, aber nun gut. So konnte ich noch mal in Ruhe überlegen, ob ich mich wirklich mit AstraZeneca impfen lassen wollte. Ich hatte damit gerechnet, dass es dieser Impfstoff sein würde, gehofft hatte ich auf Biontech, wie wohl die meisten von uns. Ich hatte keine Angst vor den minimalen Risiken einer Thrombose und ich glaube, Medikamente ohne Nebenwirkungen gibt es nicht – da muss man nur mal in seinen Arzneischrank schauen. Auch die kurzzeitigen Nebenwirkungen wie Fieber, Kopfschmerzen und ähnliches, von denen berichtet wird, schreckten mich nicht. Sie zeigen ja nur, dass das Immunsystem reagiert. Aber ich habe ein Vertrauensproblem mit diesem Hersteller, seiner Kommunikation, seiner Unzuverlässigkeit – seinem gesamten chaotischen Management. Wie sagte eine Freundin: Schlechtes Karma! Da tauchen dann auf einmal  29 Millionen geheim gelagerter Impfdosen in Italien auf! Welche Hiobsbotschaften gibt es zukünftig rund um AstraZeneca? Außerdem hat dieser Impfstoff eine etwas geringere Wirksamkeit als der von Biontech, und gegen die südafrikanische Mutante wirkt er wohl gar nicht (auch bei Biontech gibt es aber inzwischen Zweifel). Und der Abstand zwischen den beiden Impfdosen ist besonders lang – drei Monate – erst danach hat man den vollen Impfschutz. Ich habe mir also bei aller Freude über das Terminangebot die Freiheit genommen, darüber nachzudenken.

Sollte ich den Springer-Termin verstreichen lassen und auf den „normalen“ Termin warten, wann würde der kommen, und wäre es dann überhaupt der gewünschte Impfstoff? Ich diskutierte das Für und Wider mit meinen Mann. Aber eigentlich war klar, ich nehme den Termin, Impfen ist Bürgerpflicht und es muss ja weitergehen – es kann nicht sein, dass jetzt alle „rumzicken“ wegen AstraZeneca und so das Impftempo behindern. In Hessen werden 30 bis 50 % der Termine mit diesem Impfstoff nicht wahrgenommen und das Schlimme ist, sie werden auch nicht abgesagt! Das empfinde ich als Skandal! Es geht doch beim Impfen nicht nur um die eigene Sicherheit, sondern dass ich damit auch einen Beitrag für die Gemeinschaft leiste, den einzig sinnvollen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie. Und wer nicht absagt, macht nicht Platz für diejenigen, die dringend geimpft werden wollen.

Und so ist es mir ergangen

Nach den Berichten über einstündige Aufenthalte im Impfzentrum war ich total überrascht, wie schnell das Impfen über die Bühne ging. Innerhalb von 20 Minuten war ich wieder draußenBei der Anmeldung diskutierte vor mir ein älteres Ehepaar mit dem armen Menschen hinter dem Schalter über die Möglichkeit, einen anderen Impfstoff als AstraZeneca zu erhalten. Der Mitarbeiter blieb freundlich, das Ehepaar hartnäckig, sah dann aber doch ein, dass nichts zu machen ist und fügte sich in sein „Schicksal“ – in Form einer Impfung, die Millionen Menschen liebend gerne erhalten hätten.

Und noch ein wunderbares Schmankerl: In der Schlange vor dem Zentrum befand sich eine ältere Frau, die plötzlich ausscherte, sich bückte und etwas in der Wiese suchte. Wenig später reihte sie sich wieder ein, erklärte, sie habe vier vierblättrige Kleeblätter gefunden und eins davon schenkte sie mir. Würden wir uns nicht in Corona-Zeiten befinden, ich hätte sie gedrückt und geherzt! 

PS: Die Impfung liegt zwei Tage zurück, außer einem leicht schmerzenden Arm und zwischenzeitlichen Kopfschmerzen habe ich keine Nebenwirkungen.

Hallux Op – 6 Monate danach

„Wie geht’s?“ Diese einfache Frage hat inzwischen für mich eine ganz andere Bedeutung bekommen. Den hohen Stellenwert von Mobilität kenne ich jetzt zur Genüge. An alle Hallux-Mitstreiter: Unterschätzt diese OP nicht! Das gesamte Fuß-Gefüge verändert sich und es ist ein weiter Weg zurück zum normalen Gehen. Ich habe aber viel gelernt, nicht nur über meine Füße, die ich inzwischen deutlich liebevoller betrachte und behandle.

Mein wichtigstes Fazit nach diesen sechs Monaten: Es klafft eine sehr unerfreuliche Lücke zwischen Krankenhaus (OP) und den nachfolgenden Behandlern (Physiotherapie, Spiraldynamik). Ganzheitliche Betrachtung: Fehlanzeige! Nicht nur dass man beim Krankenhaus um Rezepte betteln muss, es fehlen wichtige Hinweise, es gibt widersprüchliche Aussagen – fast alle Tipps habe ich entweder bei den Therapeuten oder durch eigene Recherche erhalten. Ohne ständiges Mitdenken, Ohren aufhalten und ohne sehr sehr fleißiges, tägliches Üben geht gar nichts!

Ich kann inzwischen wieder annähernd normal gehen, ein großartiges Gefühl. Aber der Zeh tut immer weh, es ist eine Mischung aus taub und schmerzhaft. Die Behandler sagen, es dauert bis zu einem Jahr, bis alles wieder richtig gut ist. Wenn es denn gut wird … In meinem Fall könnte eine erneute OP drohen, weil der Zeh immer noch zu hoch steht, die Sehne verkürzt ist. Ich halte mich an den Spruch: „Everything will be okay in the end, if it’s not okay, it’s not the end!“

Weitere Infos und Tipps gebe ich gerne an Interessierte weiter. 

Praktische Tipps für Hallux OP

Ich bin vor kurzem am Hallux operiert worden, und da ich inzwischen weiß, wie viele Frauen bzw. Menschen mit dem Hallux Probleme haben und sich fragen, ob sie sich operieren lassen sollen, habe ich ein paar wichtige Erkenntnisse und (hoffentlich) wertvolle Tipps aufgeschrieben.

Phase 1, Rund um die OP (mein Befund: mittelschwer, OP nach Chevron). Da man nach der OP in der Regel für mehrere Wochen sehr immobil ist, sollte man seeehr gründlich vorbereitet sein und ein paar  Wochen voraus denken: Termine und Erledigungen aller Art vorziehen, ausreichend Lesestoff besorgen, Lebensmittel einlagern, vorkochen und einfrieren. Unbedingt Hilfe organisieren für die ersten beiden Wochen. Schon vor der OP Termine für Physiotherapie und/oder Lymphdrainage vereinbaren, da man auf diese Termine sehr lange warten muss.

Vor und nach der OP drei Tage lang Arnica C 30 nehmen, das hilft bei der Wundheilung. Wer Magenprobleme hat und das übliche Schmerzmittel Ibuprofen nicht gut verträgt: Man kann sich auch Novalgin geben lassen. Das hilft allerdings nur gegen die Schmerzen, während Ibu gegen Schmerzen und Entzündung eingesetzt wird. Die bei Einnahme von Ibu empfohlenen, aber nicht unumstrittenen Säureblocker,  kann man ggfls. auch mit Heilerde ersetzen.

Mitnehmen ins Krankenhaus: Eine bequeme, am Fuß weite Hose, ein kleines Handtuch, zu essen und zu trinken, Lesestoff und den verordneten Entlastungsschuh, evtl. auch Krücken. Unbedingt für den anderen Fuß einen Ausgleichsschuh im Sanitätshaus besorgen! Kein Arzt hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es diesen Ausgleichsschuh gibt, und die Kasse zahlt die 38,50 Euro nicht, aber dies ist der wichtigste Tipp überhaupt! Der Entlastungsschuh für den operierten Fuß hat nämlich eine sehr dicke Sohle, so dass man ohne den Ausgleichsschuh einen heftigen Schiefstand hätte. Die Investition lohnt sich! Vor der (ambulanten) OP zuhause neben dem Sessel oder der Couch  alles deponieren, was man hinterher gerne in der Nähe haben möchte – Schreibkram, Bücher, Zeitschriften, Getränke, Taschentücher, Telefon, Kalender, Fernbedienung – damit man nicht ständig um irgendetwas bitten muss. Direkt nach der OP soll und will  😉  man sich am besten überhaupt nicht bewegen.

Tja, und dann strikt den Anweisungen folgen: Möglichst wenig gehen, wenn, dann ausschließlich mit Entlastungsschuh, hochlegen, täglich ca. 5 x für 20 Minuten kühlen mit kleinen weichen Kühlpads, die man in ein Handtuch wickelt. Oder mit Tiefkühlerbsen. Nach dem Fäden ziehen den Fuß mit Narbensalbe eincremen; es ist nicht wissenschaftlich erwiesen, dass das hilft, aber auf jeden Fall ist es sehr angenehm, es macht den Fuß geschmeidiger. Ein Duschhocker erleichtert das Duschen (Duschen ist erst nach dem Fäden ziehen erlaubt).

Viel sitzen und liegen klingt erst mal sehr gemütlich, hat es aber durchaus in sich. Ich habe mir ein Schaffell für den schmerzenden Hintern besorgt und immer wieder diese Übung gemacht: Pobacken mit gedachter Münze dazwischen anspannen. Generell ist Gymnastik sinnvoll, für den Kreislauf und damit nicht alles aus dem Lot gerät. Alles, was den Fuß nicht belastet, ist erlaubt: Fahrrad fahren in der Luft, Bauchmuskelübungen, Rücken mobilisieren etc. Und die Zehen sollen auch selbsttätig bewegt werden. Zu diesen Themen unbedingt den Arzt löchern! Ganz wichtig: viel Zeit einplanen – es dauert alles viel länger als sonst – waschen, duschen, anziehen, die Wege zwischen Bett, Bad und Sessel.

Und: Auf Rückschläge gefasst sein! Bei mir lief alles super, aber in der dritten Woche schwoll mein Fuß auf einmal sehr an und schmerzte. Schwellungen sind normal, aber ich hatte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr damit gerechnet und war irritiert. Umschläge mit Retterspitz sind gut. Geholfen hat mir eine Aussage, die ich auf einem sehr guten Blog gefunden habe: „Der Zeh nimmt es übel, dass er nun eine neue Richtung einschlagen soll.“ (draufgaengerin.de.  https://www.draufgaengerin.de/weil-kein-schuh-mehr-passt-hallux-valgus-operation/#more-3992). Man sollte es sich so nett wie möglich machen – ein spannendes Buch und eine fesselnde TV-Serie helfen ungemein. Und sich drauf einlassen, mal aus dem Hamsterrad auszusteigen und die Ruhe anzunehmen. Auch wenn es eine erzwungene Ruhe mit einigen unangenehmen Begleiterscheinungen ist …

In einer Woche beginnt die nächste Phase, dann sind vier Wochen rum, es wird geröntgt und entschieden, ob ich den Entlastungsschuh noch weiter tragen muss und ob ich dann etwas weitere Kreise ziehen darf beim Humpeln. Dann startet auch die Physiotherapie. Sollten sich noch wichtige Erkenntnisse ergeben, werde ich berichten. Wer Fragen hat an mich – nur zu!