„Das Glück der kleinen Augenblicke“, von Thomas Montasser

„Das Glück, dachte Mr. Swift, es ist eine flüchtige Sache, wenn man es nicht in sich trägt.“  Ein sehr wahrer Satz, einer von vielen schönen Sätzen in einem durch und durch mit Liebe verfassten Buch. Das gilt nicht nur für den Text, der eine wunderbare Geschichte erzählt, sondern auch für die Ausstattung des Buches. Auf dem farbigen Vorsatzpapier ist die Tastatur einer alten Schreibmaschine abgebildet und die Schriftfarbe im Buch wechselt, je nach erzählerischer Perspektive. Und natürlich gibt es ein Lesebändchen!

Marietta, einer jungen italienischen Lektorin, fällt vor der London Library ein herrenloses Manuskript in die Hände, das sie außerordentlich fesselt. Doch vom Autor fehlt jede Spur und vollendet ist der Text auch nicht. Das Verlegerehepaar des kleinen Londoner Literaturverlags, in dem Marietta angestellt ist, ist ebenfalls völlig begeistert und macht der Lektorin Druck, den Autor zu finden oder das Manuskript selber zu vollenden. Langsam dämmert Marietta, dass der Pechvogel, der das Manuskript verloren hat, der vom Pech verfolgte Protagonist der Geschichte ist. Anhand von Hinweisen im Text macht sie sich auf die Suche …

Das ist so herzerwärmend und mit einer guten Prise Humor und viel Lebensklugheit erzählt, dass es eine wahre Freude ist. Wer nicht nur gerne liest, sondern ein Herz für die Welt der (gedruckten) Bücher hat, der ist hier richtig!

 

 

 

 

Der Weg zum eigenen Buch – 9

Kapitel 9: Professionalität muss sein oder von Hurenkindern und Schusterjungen

Die Lektorin hat nicht nur (erschreckend viele) Fehler korrigiert, sie hat mir vor allem Mut gemacht, die Hauptperson im Roman mehr Gefühle zeigen zu lassen. Davor hatte ich mich immer gescheut, zum einen aus Angst, kitschig zu werden, und zum anderen kam mir in die Quere, dass die Protagonistin zwar Ähnlichkeiten mit mir hat, aber keineswegs mit mir identisch ist. Beim Durchlesen und Prüfen des Manuskriptes habe ich Stellen, an denen ich Zweifel hatte, immer rot markiert. Und nun war es ein erhebendes Gefühl, diese roten Stellen nach und nach aufzulösen. Wobei es auch manchmal echt schwierig war, sich für eine endgültige Variante zu entscheiden und die anderen (natürlich auch tollen;-) ) Formulierungen ins Nirwana zu schicken. Dieses Gefühl, auf die endgültige Fassung hinzutreiben – es war wunderbar und wehmütig zugleich – eine Achterbahn!

Es kam der Tag, an dem ich das Manuskript für fertig erklärt habe. Ein großer Tag! Aber ein Manuskript ist noch lange kein Buch und ein Buch will auch gelesen werden …

Es galt nun, sich um den Satz des Innenteils zu kümmern. Das bedeutete, eine Formatvorlage zu erstellen – also Satzspiegel, Schriftart, Laufweite und Durchschuss der Schrift zu bestimmen. Und dann Seite für Seite durchzugehen und unschöne Trennungen zu beseitigen und Hurenkinder und Schusterjungen (einzelne Zeilen eines Absatzes am Seitenende oder –anfang) auszumerzen. Und sich Gedanken über das Cover zu machen. Letzteres war leicht. Mein Mann hatte kürzlich ein geniales Foto gemacht – eins unter vielen, aber dieses gefiel mir besonders gut und es passte inhaltlich prima zur Geschichte. Was soll ich sagen: Das Ding ist jetzt in Druck, jetzt heißt es warten und Luft anhalten! In der nächsten, der letzten, Folge werde ich euch das fertige „Werk“ präsentieren.

Der Weg zum eigenen Buch – 3

Kapitel 3: Los geht’s oder Fragen über Fragen

Als ich im Rahmen meines Fernstudiums Belletristik aufgefordert wurde, einen Romananfang zu schreiben, verfasste ich folgenden Text: Eine knapp vierzigjährige Frau erzählt ihren Freunden, dass sie im Job einen dreizehn Jahre jüngeren Mann kennengelernt hat und dabei ist, sich in ihn zu verlieben. Mitsamt der teilweise harschen und entmutigenden Reaktionen der Freunde. Die Lektorin fand das Thema spannend und ermutigte mich weiterzumachen. Ich setzte mich also eines Tages feierlich an meinen Schreibtisch, öffnete den Laptop, legte eine Datei mit einem Arbeitstitel (Ein ungleiches Paar) an und begann mit der Arbeit an meinem ersten Roman. Das ist jetzt fast vier Jahre her!

Manche Tage schüttelte ich den Kopf über das, was ich zu Papier gebracht hatte, an anderen Tagen dachte ich, ooch, das ist vielleicht doch nicht so schlecht. Den groben Bogen der Geschichte, den Plot, hatte ich schnell entworfen. Aber es galt viele Fragen zu klären: Wann und wo sollte die Geschichte spielen? Wie viele Charaktere würde ich benötigen, um die Reaktionen der Umwelt auf das Thema „Ältere Frau liebt jüngeren Mann“ glaubhaft darzustellen? Wie nah an unserer eigenen Geschichte durfte es sein? Welchen Namen sollten meine Protagonisten tragen? Die Antworten gibt es nächste Woche.