Wäre das früher denkbar gewesen? Ein Buch mit dem Titel „Altern“ auf Platz 1 der Bestsellerliste? Es wird nicht nur mit dem Namen Heidenreich zu tun haben. Wir beschäftigen uns heute anders mit dem Alter und wir altern ja auch anders, meist gesünder, als die Generationen vor uns.
Gleich vorneweg: Am schönsten finde ich den Satz auf der vierten Umschlagseite: „Ich finde schon gar nicht, dass das Leben im Alter weniger wert ist.“ Es gibt natürlich noch viele andere kluge Sätze, die mir gut gefallen. Zum Beispiel diese Passage: „Glück ist kein Zustand, es ist immer nur ein Augenblick, und ich habe gelernt, ihn zu erkennen und zu genießen. Aus der Summe glücklicher Augenblicke setzt sich das Glück des Lebens zusammen. Diesem Glück des Lebens bin ich heute viel näher als damals, mit zwanzig.“ Dem kann ich nur zustimmen.
Elke Heidenreich ist unglaublich belesen, als fundierte Literatur-Kennerin flicht sie immer wieder Aussprüche und Gedichtzeilen von anderen Autoren ein. Das fand ich anfangs sehr schön (und es sind auch ganz wunderbare dabei), aber auf Dauer sind es zu viele Zitate anderer Autoren und zu wenig eigene Gedanken, jedenfalls für meinen Geschmack. Die Autorin ist sehr von sich überzeugt, und auch wenn sie darauf hinweist, dass ein Leben im Alter mit Armut und Krankheit natürlich ein ganz anderes ist als ihr eigenes – sie klingt immer etwas selbstgefällig. Andere Bücher von ihr haben mich mehr begeistert.
Was mich ärgert: Vielleicht gibt es ein paar jüngere Leser, die das Buch auch interessant finden, aber ich behaupte mal, es wendet sich an eine ältere Zielgruppe. Die bekanntlich nicht mehr so gute Augen hat. Die Klappentexte sind aber kaum zu lesen. Winzige hellroteTypo auf rotem Untergrund. Auch die Typo im Innenteil ist sehr klein. Das Büchlein kostet stolze zwanzig Euro.