Von Trennungen und ramponierten Nerven – oder von übersprungenen Hürden und einem endlich fertigen Roman

Es ist nicht einfach, das textliche Manuskript für fertig zu erklären. Man kann immer etwas verbessern, findet immer noch ein Fehlerchen. Aber letztendlich habe ich mir einen Ruck gegeben und mit dem Satz des Textes begonnen. Ein Buch komplett fertig zu gestalten macht mir große Freude, eigentlich …

Der Text läuft automatisch in die Form ein, die man vorher (nach vielen Entscheidungen, die zu treffen sind) festgelegt hat, muss dann aber im Detail nachgebessert werden. Eigennamen sollten nicht getrennt sein, eine Seite nicht mit einer einzigen eingezogenen Zeile stehenbleiben oder anfangen. Bessert man an einer Stelle nach, stimmt es an anderer Stelle nicht mehr. Ich verzichte auf weitere Details, ich kann nur sagen, es war nervenaufreibend, weil der Computer keinesfalls immer das gemacht hat, was er sollte.

Wirklich Freude dagegen hat die Entwicklung des Umschlags gemacht. Dieses Mal gab es aber zwei Varianten, die mir beide seeeehr gut gefielen, und ich habe mich mit der Entscheidung ziemlich gequält. Und dann muss man zum Schluss auf den Knopf für die Freigabe drücken, sein Baby in die Welt entlassen, das ist auch noch mal eine Riesenhürde. Aber ich habe sie übersprungen:

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Leichtes und Schwieriges – oder von neuen Erfahrungen

Bei meinem Erstling war mir das Thema der Geschichte irgendwann in den Schoß gefallen – ich konnte mich auf eigene Erfahrungen stützen und musste „nur“ daran arbeiten, es nicht zu autobiografisch werden zu lassen, den Figuren ein Eigenleben zu geben und den Plot interessant zu gestalten. 

Beim aktuellen Projekt war das anders, es bedeutete eine neue Herausforderung. Es ist eine ganz andere Hausnummer, einen Stoff und eine Dramaturgie von Null an zu entwickeln, Figuren zu erschaffen, Spannung zu erzeugen. Es war manchmal wirklich sehr mühsam und zäh. Zu Beginn fühlte es sich mehr an wie: ich bastele mir einen Roman als: ich schreibe einen Roman. Frustration und Zweifel waren häufige Begleiter. Bis es dann auf einmal lief und ich nur noch schrieb und schrieb. Es ist schön, wenn es leicht geht, aber es weckt auch Misstrauen. Denn wenn einem die Formulierungen zu schnell einfallen, man es zu simpel ausdrückt, weil man es so im Kopf hat, tausendmal gehört oder gelesen hat, dann verstellt es womöglich den Weg für das Echte, das wirklich Treffende, das Eigene. 

Meine erste Fassung war zu grob, zu dünn, die Konflikte waren nicht genug zugespitzt, bestimmte Aspekte nicht ausreichend vertieft. Dieses Feedback gab es auch von meinen Testleserinnen. Zum Glück liebe ich die Überarbeitung, das Spielen mit Worten und Sätzen; ich bin immer wieder fasziniert, was eine kleine Umstellung im Satz für eine große Wirkung haben kann. Gleichzeitig schockiert es mich, wie quälend es ist, wenn sich das richtige Wort für ein Gefühl einfach nicht einstellen will. Und dann gibt es noch das Thema „Verschlimmbessern“, das kann durchaus passieren, wenn man sich zu lange an einer Stelle aufhält. Und es kann sehr quälend sein, Entscheidungen zu treffen.. Ist diese Formulierung schöner bzw. treffender oder jene? Es erinnert mich an die Fragen beim Optiker: Ist es so besser oder so?

Mitten im Lauf fiel mir der Titel für den Roman ein (es war eine äußerst langwierige Suche beim ersten Buch) und fast gleichzeitig hatte ich Ideen, wie das Cover aussehen sollte. Einiges war also dieses Mal leichter, anderes deutlich schwieriger. Für mich hat es eine neue Entwicklungsstufe beim Schreiben bedeutet, das allein war es schon wert. Aber mit dem Schreiben allein ist es ja leider nicht getan. Bevor ein Manuskript zu einem Buch wird, gilt es erneut große Hürden zu überwinden. Wahrscheinlich ist das wie bei einem Reit-Parcours. Es gibt Hürden, über die springt man gerne, und es gibt Hürden, vor denen man zurückscheut. Nächstes Mal geht es um die ekligen Hürden. 

Recherche mit Hindernissen – oder vom digitalen Spazierengehen

Für mich war es klar, ich begebe mich für vier Wochen an den Ort, über den ich schreiben will und lasse Umgebung, Klima, Flora und Fauna auf mich wirken. Schaue mir die Menschen an, höre ihnen zu und sauge Stimmungen auf. Doch Corona ließ die Reise nicht zu. Zum Glück war ich vor zwei Jahren im Périgord, dem geplanten Schauplatz, gewesen. Der Aufenthalt mit all seinen Facetten hatte mich begeistert, und die holländischen Vermieter unserer Ferienwohnung hatten mich überhaupt erst auf die Idee für das Romanthema gebracht. Ich hatte also ein grobes Bild vom Schauplatz, aber das hätte unbedingt vertieft werden müssen! 

Da es sich beim Périgord um eine touristisch attraktive Gegend und beim Städtchen Sarlat und die Dörfchen im Umfeld um Besuchermagneten handelt, habe ich reichlich Material im Internet gefunden – schöne Fotos und viele Filme mit tollem Informationsmaterial und geführten Spaziergängen durch die Orte, an denen ich den Roman ansiedeln wollte. Und ich erfuhr, dass Helena, die nette Holländerin, einen Blog über ihr Auswanderabenteuer geschrieben hatte. Die (natürlich auf holländisch geschriebenen) Blogbeiträge habe ich mit deepl.com (ein gutes Übersetzungsprogramm) ins Deutsche übertragen und mich davon inspirieren lassen. Und mich teilweise köstlich amüsiert über die drollige Übersetzung; letztlich konnte ich aber immer erahnen, was gemeint war. 

Parallel dazu habe ich in Reiseführern über die Gegend gelesen und mir Unmengen von Büchern zum Thema Frankreich zugelegt, eine kleine Auswahl: Fettnäpfchenführer FrankreichSo sind sie, die FranzosenSavoir-Vivre, leben wie eine FranzösinIm Ausland leben für Dummies. Mit all diesen Instrumenten habe ich mich in eine „französische Stimmung“ versetzt. Im September 2020 habe ich es dann doch noch nach Frankreich geschafft, zwar nur für zehn Tage, aber die Zeit war sehr wertvoll, um das Frankreich-Feeling noch einmal aufzupolieren. Auswanderin Helena hat mir kostbare Stunden gewidmet und viel von ihren Erfahrungen berichtet. Das hat mir noch mal einen guten Schub gegeben. Dennoch – es war ein schwieriges Romanprojekt. In Kürze mehr dazu.

Das Ding zum Laufen bringen – oder wie Corona sich einmischte

Ich schreibe für mein Leben gern, aber es gibt auch sehr viel anderes, das Spaß macht. Oder auch keinen Spaß macht, aber getan werden muss. Will heißen, zu Beginn habe ich gearbeitet, wenn es zeitlich passte. 

Familie, Freundschaften und Pflanzen wollen aber gepflegt, Unkraut und Staubwolken entfernt, Sport betrieben, Zeitungen und Bücher gelesen, Blogbeiträge geschrieben und der ganz normale Alltagswahnsinn bewältigt werden. Diese Vielfalt, die das Leben bietet, fasziniert und beglückt mich immer wieder aufs Neue. Also habe ich versucht, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen. Man könnte doch annehmen, meine bisherige Schreiberfahrung hätte mich eines Besseren belehrt. Es hat gedauert, bis ich es erneut  kapiert und (schweren Herzens) den Schalter umgelegt habe: Die frühmorgendliche Lesezeit im Bett streichen, Frühstück und Zeitungslektüre schneller beenden, den Vormittag ausschließlich fürs Schreiben reservieren. Nur so funktioniert es bei mir und so scheint es bei anderen auch zu sein. Die Schriftstellerin Eva Menasse sagt: Man braucht einfach Ruhe und Ungestörtheit für so etwas Altmodisches wie einen Roman, eine Kunstform, die sehr viel Zeit und Abgeschiedenheit erfordert. 

Dank Corona gab es auf einmal reichlich Zeit und Abgeschiedenheit – ein echter Pluspunkt. Aber Corona verhinderte auch meinen geplanten Recherche-Aufenthalt im Périgord. Ein Hindernis, das mich erheblich ins Trudeln brachte. Aber der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Wie das bei mir aussah, davon erzähle ich beim nächsten Mal.

Fleißarbeit – oder von Figuren, die nicht das machen, was der Autor will

In Schreibratgebern gibt es viele Hinweise, wie man am besten Figuren anlegt, mit Listen zu Namen, Aussehen, Charakter, besonderen Gewohnheiten und all den Eigenschaften, die einen Menschen ausmachen. Tagelang und seitenweise habe ich Figuren entworfen, Figuren, die ich später gar nicht verwendet habe, weil die Geschichte sich anders entwickelt hat als vorgesehen. Zu den Personen, die mitspielen, habe ich mir ausführliche Geschichten ausgedacht, nur um diese hinterher nicht zu verwenden. Aber ich kenne ihre Biografie, und das ist das, was zählt, denn nur wenn man in die Person hineinschlüpft und ganz viel über sie weiß, kann man über sie schreiben. So habe ich an einigen Stellen beim Prüfen gemerkt, nein, so verhält sich dieser Mensch nicht, es passt nicht! Die Protagonistin Charlotte schmiegt sich nicht an, sie umarmt stürmisch! 

Zunächst habe ich mit handschriftlichen Notizen in einer wunderschönen Kladde gearbeitet, doch dann bin ich umgeschwenkt auf ein digitales Notizbuch, OneNote, das es mir ermöglicht hat, die Notizen strukturiert abzulegen und (wichtig!) leicht wiederzufinden. Und sofort fühlte sich mein Vorhaben deutlich professioneller an – obwohl ich eigentlich keine Freundin digitaler Tools bin. Man entwickelt sich doch weiter 😉  Leider entwickelte sich zu dieser Zeit eine weltumspannende Epidemie, die unser aller Leben in einem bisher nicht vorstellbaren Ausmaß veränderte. Wie sich das auf mein Projekt auswirkte, erfahrt ihr demnächst.

Los geht’s – oder von Ablenkungen und Äußerlichkeiten

Ich hatte nicht vorgehabt, noch einmal ein Buch zu schreiben. 2017 hatte ich mir meinen langgehegten Traum erfüllt, einen Roman zu verfassen (Zu jung für sie?). Ich hatte mich seinerzeit extrem schwer damit getan, überhaupt ein Thema zu finden. Bis ich dann auf die Idee kam, über eine Beziehung mit großem Altersunterschied zu schreiben, weil ich mich dafür als kompetent erachtete. Bei der Arbeit daran habe ich die Erfahrung gemacht, dass es viel Disziplin, viel Fleiß, große Anstrengung und jede Menge Zeit kostet, einen Roman zu verfassen. Mission erfüllt, dachte ich seinerzeit. Aber dann sprang mich das Thema Neuanfang in einem anderen Land an, und ich fand, so muss es sein, das Thema findet einen, nicht umgekehrt! 

Für ein neues Projekt gilt es, sich in Schwung zu bringen. Bei mir funktioniert das so, dass ich mir mein Schreibumfeld einrichte, mein Zimmer aufräume, meinen Schreibtisch von allem Überflüssigen befreie, aber gleichzeitig mit liebgewonnen Teilen schmücke – ein Spagat, den wahrscheinlich nur Dekomäuse und Designverliebte nachvollziehen können 😉 Man kann sich mit diesen Äußerlichkeiten wunderbar ablenken und aufhalten. Es gibt beim Schreiben eines Romans immer wieder diese Klippen – Stufen, auf denen man verweilt, weil man den Sprung auf die nächste Ebene scheut. Ich saß also vor meinem perfekt eingerichteten Schreibtisch in meinem super aufgeräumten Zimmer (es gab einfach nichts mehr zu tun) und fragte mich, wie beginnen? Wie mich dem Thema nähern? Das gute alte Mind Mapping fiel mir ein, das hatte mir schon so oft geholfen! Also habe ich einen großen Bogen Papier genommen und die eintrudelnden Gedanken darauf festgehalten. So konnte ich auch gut erkennen, auf welchen Feldern ich (besonders viel) recherchieren musste. Das Blatt war nun aber so groß, dass ich nicht wusste, wo ich es hinlegen sollte, damit ich es immer im Blick haben konnte. Es musste also an die Wand und da bot es sich doch an, erst mal eine schöne Pinnwand zu kaufen. So viel zum Thema Ablenkung und Äußerlichkeiten. War ich nun bereit? Demnächst mehr!

Writers & Lovers, Lily King

Hätte mir nicht eine Freundin mit ähnlichem Lesegeschmack das Buch empfohlen, ich wäre wohl nach den ersten dreißig Seiten ausgestiegen. Am Anfang habe ich mich wirklich schwer getan, aber dann hat es ’Klick’ gemacht und die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Protagonistin Casey erzählt in Ich-Form von ihrem aus der Bahn geratenen Leben. Sie schlägt sich als Kellnerin durchs Leben, wohnt in der Garage eines Bekannten und hat noch nicht einmal eine Krankenversicherung, dafür aber jede Menge Schulden. Die Trennung von ihrem Freund und der plötzliche Tod ihrer Mutter haben sie in ein emotionales Chaos gestürzt, und als wäre das alles nicht schon genug, schafft sie es nicht, den Roman, an dem sie seit sechs Jahren arbeitet, fertig zu schreiben. Ihre Freundin Muriel und ihre Arbeitskollegen sind ihr einziger Halt. Dann tauchen zwei sehr gegensätzliche Männer in ihrem Leben auf, der eine erfolgreicher Autor, Witwer und Vater von zwei süßen Söhnen, der andere charmant, aufregend und unzuverlässig. Gleichzeitig bringen die Arztbesuche, die dank kurzzeitiger Versicherung möglich werden, alles andere als positive Ergebnisse …

In diesem Spannungsfeld versucht die knapp dreißigjährige Casey, ihr Leben zu sortieren und ihren Weg zu finden. King schreibt sehr anschaulich – so habe ich jetzt ein gutes Bild vom Job einer Kellnerin und eine Ahnung davon, wie es in der Küche eines Lokals zugeht. Ich werde nun mit anderen Augen essen gehen – wenn wir wieder dürfen …

Auch Caseys emotionale Achterbahnfahrten konnte ich sehr gut nachvollziehen, ebenso wie ihre Ängste und Hoffnungen rund um ihr Romanmanuskript. Das alles liest sich spannend, ist gut formuliert und lässt einen zwischendurch auch mal kräftig grinsen. Nur das Ende ist mir ein bisschen zu glatt gebügelt. Insgesamt aber sehr lesenswert.

Der Weg zum eigenen Buch – 1

 

Kapitel 1: Die Anfänge oder warum Lernen immer Sinn macht.

Diesen Sommer wird es passieren: Mein erster Roman wird erscheinen. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass der Weg zum eigenen Buch so lang und steinig ist. Viele Menschen würden gerne ein Buch schreiben und so mag es einige von euch vielleicht interessieren, etwas zum Werdegang (m)eines Romans zu lesen. Ich werde kapitelweise berichten. Heute geht es los mit den Anfängen – wie sich das gehört.?

Schon als kleines Mädchen hatte ich den Traum, ein Buch zu schreiben. Rudimentäre Aufzeichnungen, in eselsohrige Kladden geschrieben, habe ich neulich beim Aufräumen wiedergefunden – zum Glück war niemand dabei – es waren beschämende Versuche. Als Kind habe ich die übliche Mädchenliteratur verschlungen: Trotzkopf, Hanni und Nanni, Pucki unser Mütterchen (Hilfe, was für ein Titel!!!), aber auch Fünf Freunde, nahezu alle Bände von Karl May und andere Abenteuergeschichten. Ich habe gelesen, gelesen, gelesen, aber nach den kläglichen ersten Versuchen das Thema Romanschreiben erst mal ad acta gelegt. Die große Freude am Umgang mit Worten und am Verfassen von Texten ist mir über all die Jahre jedoch geblieben. Und nach dem Ende der Berufstätigkeit lebte der Traum vom eigenen Buch wieder auf, drängender denn je zuvor.

Zum Glück war ich so schlau, zunächst ein Fernstudium Belletristik zu absolvieren. Hatte ich ursprünglich gedacht, nach Germanistikstudium und viel Textarbeit in meinen Berufsjahren bräuchte ich das vielleicht gar nicht, so wurde ich bald eines besseren belehrt – ich habe seeeeehr viel gelernt und schnell begriffen, dass Schreiben nicht gleich Schreiben ist. Und einen Roman zu verfassen es wirklich in sich hat. Aber genau das wollte ich nun! Doch worüber sollte ich schreiben? Kein Thema sprang mich wirklich an. Bei einer Freundin habe ich gejammert: Ich würde ja schreiben, wenn ich nur wüsste, worüber. Danke, Heike, für deine Geduld und die Ermutigung! Bis ich dann eines Tages die zündende Idee hatte. Darüber mehr beim nächsten Mal! (Das nennt man Cliffhanger?)