Für das Buch habe ich zwei Anläufe gebraucht. Beim ersten Versuch fand ich die vielen Namen verwirrend und kam überhaupt nicht in die Geschichte rein. Aber da Elizabeth Strout mit ihren Familienromanen zu meinen Lieblingsschriftstellerinnen gehört, mochte ich nicht glauben, dass mir ein Buch von ihr nicht gefällt.
Im zweiten Anlauf habe ich das Buch zu Ende gelesen. In meinen Augen ist es nicht ihr bestes Buch. Und es dauerte ziemlich lange, bis ich wieder so Feuer gefangen habe wie bei ihren anderen Titeln.
Im Amerikanischen heißt das Buch „The Burgess Boys“, und um die geht es auch, um die Burgess Brüder, die so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht. Beide haben ihre Heimat Maine vor Jahren fluchtartig verlassen und leben in New York. Der eine, Jim, ist ein Superstar, ein sehr erfolgreicher Strafverteidiger. Der andere, Bob, ist ein Mann voller Unsicherheiten und Ängste. Als ihre Schwester Susie, die immer noch in Maine lebt, sie um Hilfe für ihren in Schwierigkeiten steckenden Sohn bittet, fahren die Brüder notgedrungen in die alte Heimat, um ihre Schwester und ihren Neffen zu unterstützen. Das läuft nicht wie geplant … Und auf einmal holt die Vergangenheit die Brüder mit ungeheurer Wucht ein.
Strout erzählt ausführlich, verliert sich manchmal in Details, hat aber immer einen sehr genauen, liebevollen Blick auf die Menschen und ihre Nöte und drückt das beeindruckend präzise aus. Immer tiefer taucht man in die Familiengeschichte der Burgess-Familie ein, leidet und hofft mit den einzelnen Personen, und versteht dabei immer besser die Zusammenhänge und die Befindlichkeiten der einzelnen Personen. Zum Schluss war ich dann doch wieder sehr angetan von “meiner“ Strout.