Impfung mit AstraZeneca

Der Weg zum Termin 

Am 24. Februar habe ich mich als Impfwillige in der Priogruppe 2 online registriert. Und zusätzlich habe ich mich etwas später als „Springer“ eingetragen. Das ist eine Möglichkeit für Kurzentschlossene, die es in 30 Minuten ins Impfzentrum schaffen, wenn Impfstoff übrigbleibt. Anfang April kam der Bescheid für einen Springertermin, der fünf Tage später terminiert war – unter einem Springertermin hatte ich mir etwas anderes vorgestellt, aber nun gut. So konnte ich noch mal in Ruhe überlegen, ob ich mich wirklich mit AstraZeneca impfen lassen wollte. Ich hatte damit gerechnet, dass es dieser Impfstoff sein würde, gehofft hatte ich auf Biontech, wie wohl die meisten von uns. Ich hatte keine Angst vor den minimalen Risiken einer Thrombose und ich glaube, Medikamente ohne Nebenwirkungen gibt es nicht – da muss man nur mal in seinen Arzneischrank schauen. Auch die kurzzeitigen Nebenwirkungen wie Fieber, Kopfschmerzen und ähnliches, von denen berichtet wird, schreckten mich nicht. Sie zeigen ja nur, dass das Immunsystem reagiert. Aber ich habe ein Vertrauensproblem mit diesem Hersteller, seiner Kommunikation, seiner Unzuverlässigkeit – seinem gesamten chaotischen Management. Wie sagte eine Freundin: Schlechtes Karma! Da tauchen dann auf einmal  29 Millionen geheim gelagerter Impfdosen in Italien auf! Welche Hiobsbotschaften gibt es zukünftig rund um AstraZeneca? Außerdem hat dieser Impfstoff eine etwas geringere Wirksamkeit als der von Biontech, und gegen die südafrikanische Mutante wirkt er wohl gar nicht (auch bei Biontech gibt es aber inzwischen Zweifel). Und der Abstand zwischen den beiden Impfdosen ist besonders lang – drei Monate – erst danach hat man den vollen Impfschutz. Ich habe mir also bei aller Freude über das Terminangebot die Freiheit genommen, darüber nachzudenken.

Sollte ich den Springer-Termin verstreichen lassen und auf den „normalen“ Termin warten, wann würde der kommen, und wäre es dann überhaupt der gewünschte Impfstoff? Ich diskutierte das Für und Wider mit meinen Mann. Aber eigentlich war klar, ich nehme den Termin, Impfen ist Bürgerpflicht und es muss ja weitergehen – es kann nicht sein, dass jetzt alle „rumzicken“ wegen AstraZeneca und so das Impftempo behindern. In Hessen werden 30 bis 50 % der Termine mit diesem Impfstoff nicht wahrgenommen und das Schlimme ist, sie werden auch nicht abgesagt! Das empfinde ich als Skandal! Es geht doch beim Impfen nicht nur um die eigene Sicherheit, sondern dass ich damit auch einen Beitrag für die Gemeinschaft leiste, den einzig sinnvollen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie. Und wer nicht absagt, macht nicht Platz für diejenigen, die dringend geimpft werden wollen.

Und so ist es mir ergangen

Nach den Berichten über einstündige Aufenthalte im Impfzentrum war ich total überrascht, wie schnell das Impfen über die Bühne ging. Innerhalb von 20 Minuten war ich wieder draußenBei der Anmeldung diskutierte vor mir ein älteres Ehepaar mit dem armen Menschen hinter dem Schalter über die Möglichkeit, einen anderen Impfstoff als AstraZeneca zu erhalten. Der Mitarbeiter blieb freundlich, das Ehepaar hartnäckig, sah dann aber doch ein, dass nichts zu machen ist und fügte sich in sein „Schicksal“ – in Form einer Impfung, die Millionen Menschen liebend gerne erhalten hätten.

Und noch ein wunderbares Schmankerl: In der Schlange vor dem Zentrum befand sich eine ältere Frau, die plötzlich ausscherte, sich bückte und etwas in der Wiese suchte. Wenig später reihte sie sich wieder ein, erklärte, sie habe vier vierblättrige Kleeblätter gefunden und eins davon schenkte sie mir. Würden wir uns nicht in Corona-Zeiten befinden, ich hätte sie gedrückt und geherzt! 

PS: Die Impfung liegt zwei Tage zurück, außer einem leicht schmerzenden Arm und zwischenzeitlichen Kopfschmerzen habe ich keine Nebenwirkungen.

1 comment
  1. Das ist schon ein interessantes Thema: Welche Verpflichtung hat der Einzelne bei einem Thema, das uns alle angeht. Wir erleben hier zwei unangenehme Phänomene. Einerseits haben wir bei der Wahl des Impfstoffes keine Wahlfreiheit … und das fällt uns in einer Gesellschaft schwer, die uns seit Jahren größtmögliche Freiheit gewährt. Andererseits erleben wir, dass Impfkandidaten ihren Impftermin verstreichen lassen; das geht zulasten der Gesellschaft – sowohl der Organisation vor Ort als auch zulasten jener, die diese Impfung gerne genommen hätten, sie nun aber nicht bekommen.
    Wie viel Verantwortung trägt der Einzelne in der Gesellschaft? Meiner Meinung nach so viel wie möglich. Das Absagen eines Impftermins ist durchaus eine „Belastung“, von der man erwarten kann, dass der Einzelne sie tragen kann. Man muss nur mal den Mühen einer Absage den Vorteil gegenüberstellen, dass ein Dritter kurzfristig eine Impfung hätte bekommen können – wir würden dann nochmal an Geschwindigkeit beim Impftempo zulegen und viele Menschen würden Tage früher einen höheren Schutz erhalten.
    Wenn wir in der Gesellschaft nicht zusammenhalten, dann wird das Virus uns besiegen. Es nimmt keine Rücksicht auf unsere Empfindlichkeiten – vielleicht sogar Schamgefühl oder gar Faulheit des Einzelnen. Insofern ist der Appell gut und richtig: entscheidet ihr Euch gegen die Nutzung des angebotenen Impftermins, dann sagt bitte so rechtzeitig ab, dass Dein „Nachbar“ den Termin (und damit die Chance auf einen schnelleren Impfschutz) nutzen kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert