Meine geniale Freundin, von Elena Ferrante

„Was für ein Werk!“, schreibt der Spiegel, „Ein epochales literaturgeschichtliches Ereignis“ die Zeit, „Alle Welt liest Elena Ferrante!“ die FAZ. Was für ein faszinierendes Buch – sage ich!

Der Roman beschreibt die Freundschaft zweier Mädchen, die in Neapel, in einem ärmlichen Viertel aufwachsen. Es passiert gar nichts Weltbewegendes in diesem Buch, aber das Erzählte umfasst gleichsam die ganze Welt. Es geht um Freundschaft, Zusammenhalt und Loyalität, aber auch um Hass, Missgunst, Gewalt, Rache und Vergeltung. Und wie ein roter Faden zieht sich das Thema Bildung mit all seinen Facetten durch das Buch. Der Erzählerin Elena, genannt Lenù, steht der Weg zum Wissen offen, ihrer genialen Freundin Raffaella, genannt Lila, wird er verwehrt. Sie landet im Schusterbetrieb ihrer Familie – doch auch dort zeigt sich, über welch ungewöhnliche Gaben dieses Mädchen verfügt.

Man taucht tief ein in die neapolitanische Szenerie der 50er und 60er Jahre und fiebert mit den beiden Mädchen mit, wie sie ihren Weg machen, wie sie in Hassliebe verbunden sind, und wie sie sich mit ihrer Umwelt auseinandersetzen als heranwachsende junge Frauen in einer von Männern geprägten Welt.

Die Geschichte endet mit einem Cliffhanger, man will unbedingt wissen, wie es mit den beiden Mädchen, die sich gegenseitig als „genial“ bezeichnen, weitergeht. Das Ferrante-Fieber hat auch mich gepackt! Ich werde mir also demnächst den zweiten Teil der vierteiligen Saga besorgen. Aber Achtung: Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich wirklich „drin“ war, und ich kenne inzwischen einige Menschen, denen das Buch überhaupt nicht gefallen hat.

Der Weg zum eigenen Buch – 8

Kapitel 8: Glück muss der Mensch haben oder Schreiben ist erst die halbe Miete

Da ich mit Absagen gerechnet hatte, hat mich das nicht wirklich umgeworfen. Aber es stellte sich die Frage: Was mache ich nun? Diese Frage habe ich erst mal beiseite geschoben … Nach einer sehr langen Pause, in der ich mich tausend anderen Dingen gewidmet habe, z.B. der Monsterrenovierung unserer Wohnung, habe ich mich im Oktober 2016 auf die Buchmesse begeben, im Hinterkopf das Thema Self-Publishing. Inzwischen war mir klar, ich wollte das Manuskript nicht einfach in die Schublade legen. Manchmal hat der Mensch Glück: Ich traf auf der Buchmesse zufällig eine ehemalige Kollegin, die sich als Autorin selbständig gemacht hat und alle ihre Titel mit Self-Publishing verlegt hat. Sie machte mir Mut, und sie gab mir wertvolle Tipps, z.B. den, mir ein professionelles Lektorat zu gönnen. Und sie sagte, mit der (inhaltlichen) Fertigstellung des Manuskripts sei erst die Hälfte der Arbeit getan – das war ein Schock! Es würde also doch noch etwas dauern bis zur Veröffentlichung, das musste ich erst mal verdauen, ich hatte das fertige Buch schon vor meinem geistigen Auge gesehen. Aber immerhin, so viel konnte ich im Oktober 2016 sagen: Es wird ein Buch geben!

Das Feedback einiger Freundinnen, der Titel „Ausgerechnet Jan-Jonas“ sei zu allgemein, er müsse mehr vom Thema preisgeben, etwas, das mich die ganze Zeit auch schon umgetrieben hatte, fiel mir bei mir auf fruchtbaren Boden. Also benannte ich das Manuskript noch einmal um: „Zu jung für sie?“ sollte der Roman nun heißen. Mit neuem Titel ging es auf zum Zielfinish!

Der Weg zum eigenen Buch – 7

Kapitel 7:  Verlagssuche oder die Hoffnung stirbt zuletzt

Bevor es an die Verlagssuche ging, hieß es nochmals intensiv überarbeiten. Überarbeiten heißt: kürzen, umstellen, ganze Passagen oder gar Kapitel streichen und Fehler ausmerzen. Die schienen wie aus dem Nichts immer wieder nachzuwachsen. Auch Zweifel waren stets dabei, wird das jemals jemand lesen wollen? Ist das Thema wirklich spannend genug? Es gab ein Feedback zum Manuskript, dass das Thema eigentlich kein Thema sei – dass eine Beziehung mit einem solchen Altersabstand kein Hindernis darstellen sollte. „Sollte“ mag richtig sein. Aber ich habe es anders erlebt, und ich nehme nach wie vor wahr, dass bei solchen Paaren in Zeitschriftentexten die Altersangaben nicht einfach in Klammern stehen, wie üblich, sondern fast immer der Zusatz dabei ist: Frau Mustermann mit ihrem deutlich jüngeren Partner. Aktuell ist die Aufregung groß um die 24 Jahre ältere Frau des neuen französischen Präsidenten. Der Altersunterschied bei Trump und seiner Frau ist ähnlich, wird aber von niemandem erwähnt.

Irgendwann dann: Tusch! Die Suche nach einem Verlag stand an. Die Wahrscheinlichkeit, als Newcomer einen Belletristik-Verlag zu finden, liegt im Promillebereich, das wusste ich. Aber man kann es ja mal probieren. Ich habe mir die Verlagsprogramme aller einschlägigen Verlage genau angeschaut. Sonst braucht man gar nicht anzutreten! 13 Verlage schienen zu passen, die habe ich angeschrieben. Dann hieß es warten und zwar mehrere Monate … Von fast allen habe ich immerhin freundliche Absagen erhalten. Das ist keineswegs selbstverständlich bei der Flut an Manuskripten, die dort eintrudeln. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Manuskript übrigens den Titel „Ausgerechnet Jan-Jonas.“

Später ist mir klargeworden, dass der heute übliche Weg fürs Verlegen über Literaturagenten führt, dass ich also besser beraten gewesen wäre, mich bei einem Agenten zu bewerben. Denn bewerben muss man sich dort auch. Natürlich hat ein Agent Interesse daran, einen vielversprechenden Autor zu vermarkten, am liebsten jung und mit der Aussicht auf noch viele weitere Bücher, die man bei einem Verlag unterbringen kann. Aber auch für mich wäre das aussichtsreicher gewesen, als sich direkt an einen Verlag zu wenden. Also nun saß ich da mit meinem fertigen Text und den gesammelten Absagen – und jetzt?

„Du bist nicht so wie andre Mütter“, von Angelika Schrobsdorff

Was für ein Leben! Else Schrobsdorff, im ausgehenden 19. Jahrhundert als Tochter jüdischer Eltern geboren, lässt es in den Goldenen Zwanzigern so richtig krachen: Theater, Konzerte, Partys, wilde Wochenenden, Liebesgeschichten und Leidenschaften. Jahre ohne finanzielle Sorgen, immer einen (Ehe-)Mann an der Seite und drei Kinder, die Else zwar innig liebt, aber für die sie wenig Geduld aufbringt und die häufig von Hausangestellten oder Großeltern betreut werden. Dann in den dreißiger Jahren das langsame Zuziehen der Schlinge, das von ihr, als Jüdin, die mit einem deutschen Mann verheiratet ist, zu Beginn nicht recht ernst genommen wird.

Das Buch beschreibt zwei Lebensabschnitte, die unterschiedlicher nicht sein könnten: im ersten Teil das fast dekadente Leben, im zweiten Teil die Schrecken und Entbehrungen der Kriegsjahre als verfolgte Jüdin mit halbjüdischen Kindern. In einem dritten Teil finden sich Elses Briefe an Freunde, in denen man noch mal sehr viel über den Menschen Else Schrobsdorff und die Nachkriegszeit erfährt. Dieser Teil hat mich besonders berührt, weil er so deutlich macht, dass mit dem herbeigesehnten Kriegsende noch längst nicht alle Schrecken ausgestanden waren und sehr bittere Jahre folgten.

Die Autorin setzt das Bild ihrer Mutter aus vielen einzelnen Puzzlesteinen zusammen: Fotoalben, Briefe, eigene Erinnerungen und die von Freunden. Das Zitat „Du bist nicht so wie andre Mütter“ stammt aus einem Gedicht ihres Bruders, das er für die Mutter verfasst hat. Eine gut geschriebene Biografie über ein interessantes und ungewöhnliches Frauenleben – bewegend, berührend, eindrucksvoll – empfehlenswerte Lektüre!

Der Weg zum eigenen Buch – 6

Kapitel 6: Coming out oder keine Angst vor Kritik

Irgendwann war es soweit – ich habe mich tatsächlich getraut, einer Freundin die ersten Seiten zu schicken! Dann habe ich fast vergessen weiterzuatmen bis zu ihrem ersehnten, gleichermaßen erhofften wie befürchteten Feedback. Sie hat sich blitzschnell gemeldet (danke, Heike!) und auf den AB gesprochen (ich war doch tatsächlich nicht da in diesem großen Moment!). Mit Herzklopfen und Schnappatmung habe ich es abgehört. Ihren positiven Kommentar habe ich bis heute nicht gelöscht, habe es mir wieder und wieder angehört 🙂 Und fleißig weitergearbeitet!

Und dann kam (wiederum Monate später) der große Tag, an dem ich das fertige Roh-Manuskript an mehrere Testleser geschickt habe, teils Freunde, teils Familie, teils Fremde. Mit großen Ängsten, viel Scham, und auch ein bisschen Hoffnung brachte ich die wertvolle Fracht zur Post. Man gibt so viel von sich preis beim Schreiben – ich umso mehr, als ich in Teilen unsere eigene Liebesgeschichte als Grundlage für den Plot genommen habe. Die Reaktionen waren überwiegend positiv und es gab wertvolle Rückmeldungen, die mich beflügelt haben weiterzumachen. Von einer Testleserin kam das Feedback, beim Namen Jan-Josef müsse sie sofort und zwanghaft an Jan-Josef Liefers denken. Da ich mir vorstellen konnte, dass viele Leserinnen diese Assoziation haben könnten, wurde (schweren Herzens) der Protagonistin Jan-Jonas umbenannt. Es begann die (endlose) Phase der Überarbeitung …