Ein wunderschönes Buch. Obwohl es viel ums Altsein, um Demenz und Krankheit geht. Aber in erster Linie ist es eine Liebesgeschichte zwischen zwei alten Menschen. Zwischen der Ich-Erzählerin, die die beginnende Demenz spürt, und einem Mann, der sich als nicht ergänzungsbedürftig bezeichnet und gesundheitlich angezählt ist. Die Erzählerin ist Schriftstellerin; als sie merkt, dass ihr Gedächtnis sie zunehmend im Stich lässt, schreibt sie diese Liebesgeschichte auf, nutzt das Speichermedium ihres Laptops, um ihre Erinnerungen festzuhalten. Ihre Enkelin wird dieses Liebesgedächtnis eines Tages lesen, und es wird sie selbst zur Liebe führen.
Der Roman beginnt rasant: Im Sommer zweitausendeins verliebte ich mich noch einmal und begann mein Gedächtnis zu verlieren. Ein toller erster Satz. Dann dauert es aber ein bisschen, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Aber dann! Die Ich-Erzählerin erzählt kurzweilig, witzig und mit viel Herzenswärme, wie sie sich in diesen alten, äußerlich nicht besonders attraktiven, Mann verliebt hat. Voller Selbstironie beschreibt sie die Reaktionen ihrer Umwelt. Als ihr Sohn fragt, um was es in ihrem neuen Roman geht, entspinnt sich dieser Dialog:
„Es geht um die Liebe.“
„Aha“, sagte er. „Und um was noch?“
„Sonst nichts.“
„Okay …“
Man hörte die Pünktchen mit. Sie (unsere Kinder) sagen das heute, wenn sie ausdrücken wollen, dass man etwas ziemlich Blödes geäußert hat. Zu blöde, um darauf etwas zu entgegnen.
Die Demenz der Erzählerin schreitet voran, und die Krankheitsprobleme ihres Partners verschärfen sich zunehmend. Und dennoch bleibt immer dieser Tenor von Freude, Zuversicht und Trost. Mit einem Kunstgriff lässt uns die (zunehmend verwirrte) Autorin wissen, wie es weitergeht mit dem alten Liebespaar. Ein berührendes Leseerlebnis.