„Kindeswohl“, von Ian McEwan

41iTo+p40gL._SX314_BO1,204,203,200_„Ich liebe dich, aber bevor ich tot umfalle, will ich noch eine große, leidenschaftliche Affäre haben.“ Mit diesen Worten bittet Jack, ein Geschichtsprofessor, seine Frau Fiona völlig unvermittelt um die Billigung seiner außerehelichen Beziehung. Fiona Maye, eine kinderlose Frau mittleren Alters, ist eine erfolgreiche und angesehene Familienrichterin, die sich mit einer Reihe schwieriger Fälle herumschlägt. Und just jetzt kommt noch der brisante Fall eines 17-jährigen, leukämiekranken Jungen auf ihren Tisch. Bekommt er nicht in kürzester Zeit eine Bluttransfusion, wird er sterben. Aber der Junge und seine Eltern verweigern die rettende Maßnahme. Aus religiösen Motiven – es sind tiefgläubige Zeugen Jehovas – lehnt die Familie die Bluttransfusion vehement ab. Völlig aus der Bahn geworfen von ihren privaten Problemen, muss Fiona innerhalb kürzester Zeit ein Urteil fällen – gegen den Willen des Kindes und der Familie entscheiden, oder dem sicheren Tod des Jungen Vorschub leisten?

Ian McEwan hat den von mir sehr geschätzten Roman „Abbitte“ (mit Keira Knightley verfilmt) geschrieben, auch „Saturday“ hat mir gut gefallen. Im Buch „Kindeswohl“ fasziniert mich die Verquickung der beiden Themen: die Ehe- und Lebenskrise der Richterin und der berufliche Zwang zu funktionieren, weil Menschenleben davon abhängen. Und besonders mag ich McEwans Stil, scharfsinnig, präzise, klug: „Sie überschlug mit Ehefrauenblick, dass er drei Jacketts mitgenommen hatte.“ „Als ihr Wecker klingelte, fuhr sie hoch und starrte verständnislos auf die leere Bettseite.“ „Sie hätte eine ihrer drei Freundinnen anrufen können, aber sie wollte sich nicht selbst dabei zuhören müssen, wie sie ihre Situation erklärte, und diese damit unwiderruflich real machen.“

Wie wird Fiona entscheiden, und wird sie ihre Ehe retten können? Spannend und sehr lesenswert.

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