Gérard Salem, Du wirst an dem Tag erwachsen, an dem du deinen Eltern verzeihst

Ein Buch der etwas anderen Art – es sind ausschließlich Briefe – aber als Briefroman würde ich es trotzdem nicht bezeichnen. Aber es ist eine Hommage ans Briefeschreiben. Erzählt wird die Geschichte einer Familie. Einer „ganz normalen“ Familie, mit großen Schwierigkeiten, nicht offen geäußerter Liebe, Vorwürfen, Kränkungen, Missverständnissen. Aber auch mit viel Zusammenhalt und Wärme. So steht in einem Brief: „Meine Familie hat mir beigestanden in dem Tal der Tränen (…), Familie ist eine Art Reservetruppe, die einem immer zur Verfügung steht.“

Boris, der Älteste von vier Geschwistern, der sich vor Jahren von seiner Familie losgesagt hat und aktuell große Probleme mit seinem Leben hat, erhält von seinem Therapeuten den Rat, wieder Kontakt zu seiner Familie aufzunehmen. Aber ausschließlich per handgeschriebenem Brief. Boris, der nichts mehr zu verlieren hat, vertraut seinem Therapeuten und schreibt tatsächlich an seine Eltern. Sie antworten per Brief. Die Geschwister werden miteinbezogen und schreiben ebenfalls untereinander. Boris’ Brief löst eine Briefflut innerhalb der weitverzweigten Familie aus. Und die Dinge geraten in Bewegung.

Im Anhang ist eine Ahnentafel dargestellt – ich habe die leider zu spät entdeckt und mich mit den vielen Namen etwas schwer getan. Das Buch hat mir sehr gut gefallen, zum einen, weil ich handgeschriebene Briefe sehr schätze und mir deren Kraft einleuchtet. Zum andern finde ich es auch sehr interessant, die verschiedenen Facetten des Familienlebens durch verschiedene Absender kennenzulernen – und damit die Perspektiven der alten, mittelalten und jungen Mitglieder der Familie.

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