Till Raether schätze ich als Kolumnisten der BRIGITTE und als Buchautor. Der Untertitel seines zuletzt erschienenen Buchs „Vom Einziehen und Ankommen“ hat mich natürlich in unserer momentanen Umzugssituation angesprochen. „Im Durchschnitt ziehen wir in unserem Leben viereinhalbmal um. Jedes Mal verändert es unser Leben, oft ändert es auch uns selbst“, schreibt Raether. Bei mir ist es nun das zehnte Mal. Ich bin immer gerne umgezogen, weil ich so gerne Wohnungen einrichte und gestalte.
Was für ein enormer Kraftaufwand das ist, hat man ja zum Glück seit dem letzten Umzug (fast) vergessen. Mit zunehmendem Alter wird es auch nicht einfacher. Ich liebe es aber, die Umzugskisten auszupacken und mehr oder minder unverhofft auf schöne Teile zu stoßen, für die ich dann einen Platz suchen kann, an dem sie auf einmal ganz anders wirken als vorher. Aber von Dekoliebe handelt das Buch nicht … Sollte das doch frauenspezifisch sein?🤪
Bei Herrn Raether geht es um solche Themen: Was macht das „richtige“ Wohnen aus? Wie werden wir heimisch an dem Ort, den wir uns ausgesucht haben? Was bedeuten uns die eigenen vier Wände? Raether widmet sich diesen Fragen klug und mit trockenem Humor. Vieles kommt einem bekannt vor. Er sinniert über Schuhe an oder Schuhe aus bei Besuchen, über das Leben mit (und Sterben von) Haustieren, hält ein leidenschaftliches Plädoyer fürs Stoßlüften, lässt sich über Nachbarschaftsstreit aus. Er erklärt ganz wunderbar (sich und damit auch mir), warum er keinen Hund haben will. Das Kapitel über die militanten Hauswartsleute, die ihm und seiner Familie das Leben schwermachen, lässt einen wirklich schmunzeln. Es ist eine höchst vergnügliche Lektüre mit dem einen oder anderen Gedankenanstoß, auf keinen Fall nur für Menschen, die gerade umziehen. Sehr lesenswert.