Mein Mann hat das Buch auch sehr gerne gelesen. Dies ist also mal eine Empfehlung im Doppelpack. 🙂 Ich mag es sehr, wenn der Titel eines Romans sich im Inneren wiederfindet – mindestens mal als Gedanke, aber gerne auch als wörtliches Zitat. Das ist bei diesem Buch so. Aber nicht nur deshalb hat es mir so gut gefallen. Die Geschichte hat einen wunderbaren Erzählfluss, passend zum Fluss, der eine große Rolle in der Geschichte spielt.
1961 lebt der Ich-Erzähler, der dreizehnjährige Frank mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder Jake und seiner älteren Schwester Ariel in New Bremen in den USA. Der Vater geht völlig in seinem Beruf als Pfarrer dreier Gemeinden auf, die Mutter wollte eigentlich keine Pfarrersgattin werden. Das sorgt für Konfliktpotential. Durch die Tätigkeit des Vaters sind den Kindern Trauerfälle und Beerdigungen vertraut. Doch auf einmal häufen sich die Todesfälle in der kleinen Gemeinde, und auf vielfältige Art und Weise sind Frank und Jake darin verwickelt. Das bringt gewaltige Unruhe in ihr Leben. Und die schon vorher nicht stabile Ehe ihrer Eltern gerät endgültig ins Wanken und damit auch der Zusammenhalt der Familie. Das ist toll und einfühlsam beschrieben: „Die Stille war wie ein großer, schwerer Stein, der uns niederdrückte.“
Die Figuren wachsen einem schnell ans Herz; berührt hat mich besonders, wie Frank, der Erzähler, seinen kleinen Bruder beschreibt. Der hat es als Stotterer nicht leicht im Leben, aber blickt, salopp gesagt, voll durch. Und es gibt eine wunderbare Szene mit Gus, einem als schwierig geltenden Mann, der „auf sonderbare Weise zur Familie gehört.“ Er sorgt oft für Ärger, hat aber das Herz am rechten Fleck. In einem Chaos-Moment tut er genau das Richtige, macht den beiden verwirrten Jungen etwas zu essen, setzt sich mit ihnen an den Tisch und sorgt damit in diesem Moment für Normalität im Leben der Brüder. „Wir redeten alle, selbst Jake, und lachten miteinander, und bei Gott, für eine kurze Zeit waren wir einfach glücklich.“
Es ist am Rande auch eine Kriminalgeschichte, in der sehr geschickt Spuren ausgelegt werden und deren Auflösung bis zum Schluss spannend bleibt. Zum Ende hin wird es immer dichter, immer beeindruckender und bewegender, was man sehr schön an der Verteilung meiner Sticker sieht 😉 Je mehr es sich zuspitzt, desto mehr werden die großen Fragen des Lebens behandelt.