Deine Juliet, von Mary Ann Shaffer

Bezaubernd, witzig, klug und zu Herzen gehend – was lässt sich Besseres über ein Buch sagen? Die Geschichte ist als Briefroman angelegt, man gewöhnt sich schnell an diese altmodisch anmutende Form.

Im Nachkriegslondon erhält die junge Juliet einen Brief von Dawsey Adams, einem Bauern auf Guernsey, der zufällig auf ein Buch des britischen Autors Charles Lamb gestoßen ist, das vorher in Juliets Besitz war. Dawsey ist begeistert von Charles Lamb und bittet Juliet um Hilfe, um weitere Bücher bestellen zu können. Juliet, die als Journalistin und Autorin arbeitet, schickt ihm ein Buch und sorgt dafür, dass ihm ein weiteres zugesendet wird. Ein Briefwechsel entspinnt sich, nicht nur zwischen Juliet und Dawsey, sondern auch zwischen Juliet und weiteren Inselbewohnern, den anderen Mitgliedern des „Clubs der Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“, der unter dramatischen Umständen während der deutschen Besatzung gegründet wurde. Diese Ansammlung skurriler Typen wächst Juliet in Windeseile an Herz, erst beim Briefewechseln – dann noch viel mehr, als sie sich auf die Insel begibt, um dort über die Besatzungszeit und eine besondere Heldin zu forschen und zu schreiben.

Immer wieder sind Berichte über die Zeit der deutschen Besatzung auf den Kanalinseln eingeflochten und diese gehen so etwas von unter die Haut! Der Verlauf der Geschichte ist vorhersehbar, aber das macht nichts. Ich war regelrecht traurig, als das Buch zu Ende war, und mein seit Jahren bestehender Wunsch, die Kanalinseln zu besuchen, ist heftigst wieder aufgelebt.

By the way – es gibt in einem der Briefe die Bemerkung, Menschen, die an fließendem Wasser leben, seien viel netter als solche, die keinen Fluss in der Nähe haben. Wie könnte mir als Rhein-Anrainerin das Buch also nicht gefallen …

„Das große Los. Wie ich bei Günther Jauch eine halbe Million gewann und einfach losfuhr“, von Meike Winnemuth

Ein Jahr unterwegs: Zwölf Städte in zwölf Monaten. Nicht im Hotel, sondern in möblierten Wohnungen unterkommen, einfach mitlaufen, mitleben: Es ist also nicht die klassische Weltreise, die Winnemuth unternimmt, zumal sie als freie Journalistin unterwegs weiterarbeitet. Alle Städte erschließt sie sich mit ständigem Spazierengehen, verzichtet meist auf die klassischen Sehenswürdigkeiten.

Es ist ein sehr persönlicher, sehr emotionaler und sehr inspirierender Bericht, der einem Lust auf die große, weite Welt macht, selbst mir – ich bin nicht unbedingt eine Reisetante. Aus jeder Stadt schreibt sie einen Brief an unterschiedliche Freunde, aus Kopenhagen einen an sich selbst, ihr jüngeres Ich. Das ist mir dann fast ein bisschen viel Nabelschau. Jedes Kapitel endet mit einer Aufzählung von zehn Dingen, die Winnemuth in der jeweiligen Stadt gelernt hat, das Buch endet mit zehn Tipps für zukünftige Weltreisende.

Unterwegs bekommt man ein gutes Bild von den Städten: „Shanghai wächst wie Bambus.“ „Ich möchte fast wetten, dass Mumbai, die verdammte Nervensäge, am Ende dieses Jahres die tiefsten Spuren in mich hineingefräst haben wird.“ „Es gibt keinen besseren Ort als London, um auf einen Schlag die gesamte Menschheit zu besichtigen.“ Ihre letzte Strecke: Kuba – Hamburg legt sie auf einem Frachtschiff zurück, eine gute Idee, weil es ihr ein langsames Heimkommen ermöglicht.

Auch über ihr Leben „danach“ verliert sie ein paar Worte: der erste Tag, die erste Woche, der erste Monat, das erste Jahr wieder in Hamburg. Dass die Rückkehr ins normale Leben nicht ganz einfach ist, das kann man sich nach dieser Lektüre gut vorstellen.