Der Brand, Daniela Krien

Daniela Krien wird für ihre „psychologisch klugen Romane“ gelobt. In diesem Buch geht es um ein seit dreißig Jahren verheiratetes Ehepaar, das sich in einer Krise befindet, einer Art Stillstand. Die Sexualität ist eingeschlafen, die Beziehung zur Tochter ist äußerst schwierig. Und dann platzt aufgrund eines Brands auch noch der in Kürze bevorstehende, akribisch vorbereitete Wander-Urlaub auf einer Hütte in Oberbayern. 

Das Buch ist aus Sicht der Ehefrau Rahel geschrieben: Wäre das Ganze vor zehn Jahren passiert, hätten sie gemeinsam den Kopf darüber geschüttelt. „Wer weiß, wofür es gut ist …“, hätte Peter vermutlich gesagt und sie getröstet. Doch die Gelassenheit war ihm abhandengekommen. Sein feiner Humor kippt nun öfter ins Zynische, und an die Stelle ihrer lebhaften Gespräche ist eine distinguierte Freundlichkeit getreten. Damit einhergehend – und das ist das Schlimmste – hat er aufgehört, mit ihr zu schlafen.

Die Enttäuschung sitzt tief bei Rahel. Doch dann bittet eine gute Freundin das Paar um Hilfe und so kommt es, dass das Ehepaar anstatt des Hüttenurlaubs spontan drei Wochen lang einen einsamen Bauernhof in der Uckermark nebst altersschwachen Tieren hütet. Wie unter einem Brennglas treten die Konflikte in der abgeschotteten Umgebung zutage. Die Autorin schaut genau hin: Die Spannungen in der Beziehung und im Verhältnis zur Tochter werden mit präziser Beobachtung herausgearbeitet und für den Leser stets nachfühlbar beschrieben. Die Geschichte ist unspektakulär, aber niemals langweilig. Der Stil ist schlicht, knapp und dennoch eindringlich. Man wünscht dem Paar eine Zukunft und dem Verhältnis zur Tochter eine positive Wendung, kann aber nicht sicher sein, dass es dazu kommt.