Becoming, Michelle Obama

Was versteht Michelle Obama unter „Becoming“? Was für eine First Lady ist sie gewesen? Mit welchen Zielen? Wie war das Leben für die First Family in den acht Jahren in den Heiligen Hallen des Weißen Hauses? Lohnt es sich diese hoch gelobte Biografie zu lesen, die auf allen Bestseller-Listen steht? Ganz am Anfang fand ich es ein wenig zäh. Aber natürlich ist ihre Kindheit Teil ihrer (bemerkenswerten) Geschichte, kann also nicht ausgelassen werden. Und zunehmend fesselte mich ihr Weg als schwarzes Mädchen in einer Welt der Weißen. Als dann der flapsige Jurastudent Barack Obama in ihrem Leben auftaucht, wird es natürlich richtig spannend (und fast zu schön, um wahr zu sein). Am Ende wiederholt es sich dann etwas, man hat da längst begriffen, worauf es ihr in ihrer Zeit als First Lady ankommt bzw. in ihrem Leben insgesamt:

Bildung ist in Michelle Obamas Leben die treibende Kraft für Veränderung und Entwicklung, und sie ist davon beseelt, diese Botschaft an junge Frauen weiterzugeben und möglichst vielen jungen Menschen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Und vor allen den jungen (schwarzen) Frauen zu mehr Selbstwertgefühl zu verhelfen und ihnen die Botschaft zu vermitteln, Du bist wichtig! Talente aufspüren und fördern, das sieht sie als ihre Aufgabe schon als junge Frau und um so intensiver als First Lady.

Aber es bedeutet auch eine ungeheuer große Herausforderung für sie, die steil ansteigende Karriere ihres Mannes mit ihrem Berufsleben und später dann dem Familienleben unter einen Hut zu bringen: „Meine Ziele drehten sich im Wesentlichen darum, Normalität und Stabilität zu wahren, Barack hingegen ging es da anders. Wir waren wie Ying und Yang. Ich sehnte mich nach Ordnung und Routine, er nicht. Er konnte im offenen Meer leben, er brauchte das Boot.“ Da es zunehmend zu Konflikten kommt, schleppt sie ihn zur Eheberatung …  Mit Erfolg, sie erkennt, dass sie selber etwas ändern muss, um nicht unterzugehen.

Immer wieder ist sie großen Anfeindungen ausgesetzt, macht Fehler, als sie Barack im Wahlkampf unterstützt, tritt in Fettnäpfchen und verzweifelt manchmal am Hass, der ihr entgegenschlägt. Stets spürt man auch ihr Staunen darüber, wie weit sie gekommen ist im Leben. Und wie ungewöhnlich diese Familie im Weißen Haus gewesen ist. Die Obamas verlassen es voller Sorgen und mit vielen Ängsten. Das amerikanische Wahlsystem hat Trump zu ihrem Nachfolger gemacht … Obwohl natürlich Barrack Obamas Amtszeit Thema ist, geht es in diesem Buch letztlich darum, wie Michelle ihre Rolle als Frau (als „schwarze, große Frau mit breiten Hüften“) und als First Lady definiert.