„Drehtür“, von Katja Lange-Müller

Eine Frau Mitte Sechzig blickt auf ihr Leben zurück. Man hat sie aus ihrem Berufsleben als Krankenschwester im Dienst internationaler images-1Hilfsorganisationen gedrängt, geradezu gemobbt; nun findet sie sich in der Drehtür des Münchner Flughafens wieder und fragt sich, wie es weitergehen soll mit ihrem Leben. Im lebhaften Treiben der Halle fallen ihr immer wieder einzelne Personen in den Blick, die sie an Menschen aus den vergangenen Jahren erinnern. Und so erzählt sie die Geschichten, die
sie mit ihnen erlebt hat, Skurilles wie Trauriges, Verrücktes wie Witziges.

Katja Lange-Müller ist eine hoch dekorierte, mit zahlreichen Stipendien geförderte Schriftstellerin. „Drehtür“ wurde sehr gelobt. Das macht ja immer neugierig. Und ihr Umgang mit Sprache ist in der Tat bemerkenswert, sie seziert einzelne Worte, wirft einen neuen Blick darauf, und so manches Mal dachte ich, sie hat recht, es ist wirklich ein seltsames Wort für das, was wir darunter verstehen. Ihre Erzählweise ist bissig, oft mit herrlich trockenem Humor. Die meisten Episoden sind interessant und lesenswert, aber das ganze wirkt eher wie eine Ansammlung von Kurzgeschichten, mir fehlt etwas der Zusammenhang. Doch mit Hilfe einer Rezension erkenne ich die beabsichtigte Klammer: „Mit jeder Episode variiert sie das höchst aktuelle und existenzielle Thema: das Helfen und seine Risiken.“

Das Ende befremdet mich etwas. Es schließt nichts, öffnet aber auch nichts. Allerdings hat die Autorin erreicht, dass ich darüber grüble und im x-ten Ansatz auch einen Sinn darin finde. Fazit: Sprachlich teilweise bemerkenswert, aber die Geschichte als ganzes berührt mich nicht wirklich.