Wow, ein Buch, das einen sprachlos zurücklässt. Und mit einem dankbaren Gefühl für die eigene Unabhängigkeit und Freiheit, vor allem als Frau. In ihrem autobiografischen Roman beschreibt Deborah Feldman ihre Kindheit und Jugend in der ultraorthodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft der chassidischen Satmarer in Williamsburg, einem Stadtteil von New York. Es ist eine absolut fremde Welt, in die man eintaucht, und dementsprechend habe ich auch etwas gebraucht, um mich einzulesen. Zumal die Autorin immer wieder jiddische und hebräische Ausdrücke verwendet. Diese werden aber in einem Glossar im Anhang erklärt.
Der Alltag der Sekte ist von unglaublich vielen Verboten bestimmt; für Frauen sind diese noch mal deutlicher strikter als für Männer, teils unerträglich. Die Autorin lebt in der ständigen Angst, bei etwas Verbotenem erwischt zu werden, zum Beispiel beim Lesen! Es sind verstörende Einblicke in einen ganz besonderen Kosmos. Natürlich weiß man als Leser, dass Feldman sich hat befreien können, sonst gäbe es das Buch nicht. Aber man fragt sich ständig, wann schafft sie denn endlich den Sprung aus Unterdrückung und Zwangsehe. Und dann bewundert man ihren Mut, an die Öffentlichkeit zu gehen mit ihrer Geschichte. Als das Buch 2012 in den Vereinigten Staaten veröffentlicht wurde, eroberte es sofort die Bestseller-Listen und war in kürzester Zeit ausverkauft. In ihrer ehemaligen Gemeinde ist Feldman seitdem geächtet. Sie war von dem plötzlichen Ruhm völlig überwältigt und fühlte sich erneut unfrei, aber das ist eigentlich schon Thema ihres nachfolgenden Buches, Überbitten, in dem sie beschreibt, wie ihr Leben nach dem Ausstieg weiter ging. Diese Besprechung folgt hier demnächst.
Dankeschön an Barbara für diesen Tipp, es ist eine sehr beeindruckende und lohnenswerte Lektüre!