„Alle meine Wünsche“, von Grégoire Delacourt

Eines der ganz wenigen Bücher, die ich zweimal gelesen habe. Und das nicht nur, weil ich im Urlaub etwas zu wenig Lesestoff dabei hatte.

Beim ersten Mal habe ich die Geschichte, den Plot, verschlungen. Es geht um einen Lottogewinn; diesen Traum haben wir doch alle hin und wieder mal, oder? Dieses „Glück“ passiert einer ganz gewöhnlichen Frau, verheiratet mit einem ganz gewöhnlichen Mann, mit einem ganz gewöhnlichen Alltag. Sie ist sehr zufrieden mit ihrem Leben, wenn nicht glücklich. Der Gewinn trifft sie aus heiterem Himmel und er verändert ihr Leben fundamental. Mehr möchte ich nicht verraten, für diejenigen, die das Buch noch nicht kennen.

Beim zweiten Mal Lesen habe ich genauer hingeschaut, habe die Wörter und die Sätze auf mich wirken lassen, den Bildern, die entstehen, nachgespürt und versucht, diesem kleinen, großen Kunstwerk auf die Schliche zu kommen. Sicher, die Handlung ist bemerkenswert, so einfach wie intelligent. Aber auch die Erzählweise macht dieses kleine Büchlein (128 Seiten) zu etwas besonderem. Die verschiedenen Zeitebenen werden geschickt miteinander verwoben, die Sprache ist einfach, aber prägnant. Wichtiges Stilmittel sind die immer wieder dazwischen geschobenen kurzen Sätze: „Jemand klingelte.“ „Ich wurde ohnmächtig.“,„Meine Tränen schossen hervor. Nicht zu stillen.“ Diese „Stopper“ hindern einen daran, in eine gemütliche Erzählung einzutauchen, man ist hautnah bei der Protagonistin.

Die Summe von Story und Stil macht das Buch so besonders, so lesens- und empfehlenswert. Es klingt nach und nach und nach. Schwer vorstellbar, jemals wieder diese Geschichte zu vergessen, was mir sonst doch häufiger passiert.

Was ich ganz besonders mochte und anregend fand: „Die Listen meiner Wünsche.“

Bei den Hofer Filmtagen wurde gerade der Film „Millionen“ von Fabian Mörke vorgestellt, der sich anscheinend dem Thema sehr ähnlich nähert – den werde ich mir auf jeden Fall anschauen.