Während um mich herum geklagt wird, dass der Sommer zu Ende geht, laufe ich zu Hochform auf. Ich freue mich auf den Herbst! Brütende Hitze braucht doch kein Mensch. Gegen Kälte kann ich mich warm anziehen, gegen Regen schützen, aber bei Hitze fühle ich mich wie ausgebremst. Und wie schön es jetzt draußen ist! Der Himmel ist oft klarer und von tieferem Blau, die Luft frischer und das Licht besonders schön. Die letzten Brombeeren verstecken sich im Gewirr der Zweige, das Korn ist eingefahren und lässt den weiten Blick über die Felder zu. An den Rosensträuchern leuchten die Hagebutten sanftrot, und vereinzelt raschelt schon Laub unter den Füßen.
Wenn es regnet und stürmt, kann ich mit Anstand drinnen bleiben. Auch der Garten ruft nun bald nicht mehr nach mir. Ich kann mich an den Schreibtisch setzen und wieder mehr bloggen, kann kramen, lesen, schreiben, die Wohnung umdekorieren. Es wird nun wieder früher dunkel, und nach der sommerlichen Fernsehabstinenz freue ich mich auf das geliebte Sonntagabend-Ritual – Tatort gucken und zwar einen aktuellen. Dazu gibt es statt halbherzigem Rosé vollmundigen Rotwein.
Auch klamottentechnisch beginnt nun bald die wunderbare Zeit der herrlich nach Leder riechenden Stiefel, der kuscheligen Strickjacken, Schals und Rollkragenpullover. Ok – noch ist es nicht so weit, auch ich genieße die milden Spätsommertage sehr – aber dennoch: Ich freue mich auf die erste Kastanie, diesen schimmernden Handschmeichler, der endgültig den Sommer verabschiedet. Wenn es im Volksmund tröstend heißt „auch der Herbst hat schöne Tage“ halte ich dagegen „pah, der Herbst hat die schönsten Tage!“