Zürich, die teuerste Stadt der Welt. Mit extrem hoher Lebensqualität (2. Platz hinter Wien). Halb Dorf, halb Metropole. Wo es superschicke Tramwagen mit eingebauten Zeitungsständern gibt. Wo der Kunde nicht König ist, und wenn er Pech hat, nicht mal Kunde. Wo Schwimmen Volkssport ist, weil es für einen Zürcher im Sommer kein größeres Vergnügen gibt als seinen täglichen „Schwumm“ im See. Dass Zürich in einer Bilderbuchlandschaft liegt, umgeben von Bergen, durchschnitten von Flüssen, und gekrönt von einem See, das wusste ich. Aber dass dieser See superklares Wasser hat und Zürich stolze 1200 Brunnen sein eigen nennt, das habe ich erst in dieser „Gebrauchsanweisung für Zürich“ erfahren, wie so manches andere Wissenswerte.
Milena Moser ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, die in Zürich geboren ist, allerdings inzwischen ihren Lebensmittelpunkt woanders hat. Aber immer wieder zieht es sie nach Zürich zurück. Aus Mosers Worten spricht die Liebe zu ihrer Heimatstadt, aber sie unterschlägt auch nicht die partielle Zickigkeit der Zürcher, ihre Trägheit und ihre Reserviertheit gegenüber Fremden (besonders Deutschen). Sie macht mit dem Leser eine Stadtführung der besonderen Art, stöbert kenntnisreich in der Geschichte, stromert durch die verschiedenen Stadtteile, schwärmt von Ausflugszielen, die nicht so überlaufen sind und plaudert über die vielen Berühmtheiten, die sich in dieser Stadt aufgehalten haben. Und das alles auf eine sehr unterhaltsame Art und in einer geschliffenen Sprache.
Mein erster Kontakt mit Zürich war, familiär bedingt, mit dem Auto. Aber das Buch macht wirklich Lust, mit der für ihre Pünktlichkeit berühmten Schweizerischen Bundesbahn zu fahren und im Zürcher Hauptbahnhof einzulaufen, denn der alleine ist wohl schon eine Sehenswürdigkeit. Mit der saubersten öffentlichen Toilette der Welt! Und vermutlich teuersten: 2 Franken bzw. Schtutz, wie die Schweizer sagen; wer Fränkli sagt, outet sich gleich als Fremder. Die „Gebrauchsanweisung für Zürich“ ist launig, kurzweilig, unterhaltsam. Wer einen Reiseführer der ganz anderen Art sucht, liegt mit diesem Buch richtig. Leider fehlt ein Stichwortverzeichnis, das ist der einzige Kritikpunkt.