Hätte mir nicht eine Freundin mit ähnlichem Lesegeschmack das Buch empfohlen, ich wäre wohl nach den ersten dreißig Seiten ausgestiegen. Am Anfang habe ich mich wirklich schwer getan, aber dann hat es ’Klick’ gemacht und die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Protagonistin Casey erzählt in Ich-Form von ihrem aus der Bahn geratenen Leben. Sie schlägt sich als Kellnerin durchs Leben, wohnt in der Garage eines Bekannten und hat noch nicht einmal eine Krankenversicherung, dafür aber jede Menge Schulden. Die Trennung von ihrem Freund und der plötzliche Tod ihrer Mutter haben sie in ein emotionales Chaos gestürzt, und als wäre das alles nicht schon genug, schafft sie es nicht, den Roman, an dem sie seit sechs Jahren arbeitet, fertig zu schreiben. Ihre Freundin Muriel und ihre Arbeitskollegen sind ihr einziger Halt. Dann tauchen zwei sehr gegensätzliche Männer in ihrem Leben auf, der eine erfolgreicher Autor, Witwer und Vater von zwei süßen Söhnen, der andere charmant, aufregend und unzuverlässig. Gleichzeitig bringen die Arztbesuche, die dank kurzzeitiger Versicherung möglich werden, alles andere als positive Ergebnisse …
In diesem Spannungsfeld versucht die knapp dreißigjährige Casey, ihr Leben zu sortieren und ihren Weg zu finden. King schreibt sehr anschaulich – so habe ich jetzt ein gutes Bild vom Job einer Kellnerin und eine Ahnung davon, wie es in der Küche eines Lokals zugeht. Ich werde nun mit anderen Augen essen gehen – wenn wir wieder dürfen …
Auch Caseys emotionale Achterbahnfahrten konnte ich sehr gut nachvollziehen, ebenso wie ihre Ängste und Hoffnungen rund um ihr Romanmanuskript. Das alles liest sich spannend, ist gut formuliert und lässt einen zwischendurch auch mal kräftig grinsen. Nur das Ende ist mir ein bisschen zu glatt gebügelt. Insgesamt aber sehr lesenswert.