So eine Mutter hätten wir wohl alle gerne. Und so wären wir auch gerne noch mit 86 Jahren: Fit, humorvoll, dem Leben zugewandt – das Herz auf dem rechten Fleck. In diesem letzten Band seines mehrteiligen Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“ schreibt Meyerhoff über seine Mutter. Voller Bewunderung, voller Liebe, und mit ganz viel Wärme.
Nach seinem im vorherigen Buch geschilderten Schlaganfall und einem missglückten Neuanfang in Berlin befindet sich Meyerhoff in einer tiefen Krise. Als es auf der Geburtstagsfeier seines Sohnes zu einem Eklat kommt, flieht der Autor aufs Land, zu seiner Mutter, mit der ihn immer schon eine enge Beziehung verbunden hat.
Es werden wunderbare Wochen für beide, in deren Verlauf der Sohn langsam wieder zu sich findet. Dabei helfen ihm das ursprüngliche Leben in der ländlichen Idylle, die anstrengende Gartenarbeit und die Bade-, Sauna- und Whisky-Stunden mit seiner Mutter. Die Beschreibungen der gemeinsamen Zeit wechseln ab mit Anekdoten aus dem Theater oder aus dem Familienleben, meistens urkomische Geschichten. Ich musste ständig schmunzeln. „Meine Brüder und ich konnten unfassbar laut werden. Durch jahrelanges Übertrumpfungstraining hatten wir völlig andere Lungenvolumen als kurzatmige Einzelkinder, denen ihre Wünsche von den Lippen abgelesen wurden.“
Die Mutter ist nicht ohne Fehler, aber sie ist eine unglaublich widerstandsfähige, zupackende, patente Frau, immer für eine Überraschung gut, ein Original. Bei einer Lesung springt sie kurzerhand für ihren Sohn ein, der mit einer Panikattacke im Hinterzimmer der Buchhandlung liegt und mitbekommt, wie grandios seine Mutter den von ihm verfassten Text vorträgt.
Meyerhoff ist ein großartiger Erzähler, und das Buch ist ein einziges Lesevergnügen.
