Bei meinem Erstling war mir das Thema der Geschichte irgendwann in den Schoß gefallen – ich konnte mich auf eigene Erfahrungen stützen und musste „nur“ daran arbeiten, es nicht zu autobiografisch werden zu lassen, den Figuren ein Eigenleben zu geben und den Plot interessant zu gestalten.
Beim aktuellen Projekt war das anders, es bedeutete eine neue Herausforderung. Es ist eine ganz andere Hausnummer, einen Stoff und eine Dramaturgie von Null an zu entwickeln, Figuren zu erschaffen, Spannung zu erzeugen. Es war manchmal wirklich sehr mühsam und zäh. Zu Beginn fühlte es sich mehr an wie: ich bastele mir einen Roman als: ich schreibe einen Roman. Frustration und Zweifel waren häufige Begleiter. Bis es dann auf einmal lief und ich nur noch schrieb und schrieb. Es ist schön, wenn es leicht geht, aber es weckt auch Misstrauen. Denn wenn einem die Formulierungen zu schnell einfallen, man es zu simpel ausdrückt, weil man es so im Kopf hat, tausendmal gehört oder gelesen hat, dann verstellt es womöglich den Weg für das Echte, das wirklich Treffende, das Eigene.
Meine erste Fassung war zu grob, zu dünn, die Konflikte waren nicht genug zugespitzt, bestimmte Aspekte nicht ausreichend vertieft. Dieses Feedback gab es auch von meinen Testleserinnen. Zum Glück liebe ich die Überarbeitung, das Spielen mit Worten und Sätzen; ich bin immer wieder fasziniert, was eine kleine Umstellung im Satz für eine große Wirkung haben kann. Gleichzeitig schockiert es mich, wie quälend es ist, wenn sich das richtige Wort für ein Gefühl einfach nicht einstellen will. Und dann gibt es noch das Thema „Verschlimmbessern“, das kann durchaus passieren, wenn man sich zu lange an einer Stelle aufhält. Und es kann sehr quälend sein, Entscheidungen zu treffen.. Ist diese Formulierung schöner bzw. treffender oder jene? Es erinnert mich an die Fragen beim Optiker: Ist es so besser oder so?
Mitten im Lauf fiel mir der Titel für den Roman ein (es war eine äußerst langwierige Suche beim ersten Buch) und fast gleichzeitig hatte ich Ideen, wie das Cover aussehen sollte. Einiges war also dieses Mal leichter, anderes deutlich schwieriger. Für mich hat es eine neue Entwicklungsstufe beim Schreiben bedeutet, das allein war es schon wert. Aber mit dem Schreiben allein ist es ja leider nicht getan. Bevor ein Manuskript zu einem Buch wird, gilt es erneut große Hürden zu überwinden. Wahrscheinlich ist das wie bei einem Reit-Parcours. Es gibt Hürden, über die springt man gerne, und es gibt Hürden, vor denen man zurückscheut. Nächstes Mal geht es um die ekligen Hürden.