Ein Jahr unterwegs: Zwölf Städte in zwölf Monaten. Nicht im Hotel, sondern in möblierten Wohnungen unterkommen, einfach mitlaufen, mitleben: Es ist also nicht die klassische Weltreise, die Winnemuth unternimmt, zumal sie als freie Journalistin unterwegs weiterarbeitet. Alle Städte erschließt sie sich mit ständigem Spazierengehen, verzichtet meist auf die klassischen Sehenswürdigkeiten.
Es ist ein sehr persönlicher, sehr emotionaler und sehr inspirierender Bericht, der einem Lust auf die große, weite Welt macht, selbst mir – ich bin nicht unbedingt eine Reisetante. Aus jeder Stadt schreibt sie einen Brief an unterschiedliche Freunde, aus Kopenhagen einen an sich selbst, ihr jüngeres Ich. Das ist mir dann fast ein bisschen viel Nabelschau. Jedes Kapitel endet mit einer Aufzählung von zehn Dingen, die Winnemuth in der jeweiligen Stadt gelernt hat, das Buch endet mit zehn Tipps für zukünftige Weltreisende.
Unterwegs bekommt man ein gutes Bild von den Städten: „Shanghai wächst wie Bambus.“ „Ich möchte fast wetten, dass Mumbai, die verdammte Nervensäge, am Ende dieses Jahres die tiefsten Spuren in mich hineingefräst haben wird.“ „Es gibt keinen besseren Ort als London, um auf einen Schlag die gesamte Menschheit zu besichtigen.“ Ihre letzte Strecke: Kuba – Hamburg legt sie auf einem Frachtschiff zurück, eine gute Idee, weil es ihr ein langsames Heimkommen ermöglicht.
Auch über ihr Leben „danach“ verliert sie ein paar Worte: der erste Tag, die erste Woche, der erste Monat, das erste Jahr wieder in Hamburg. Dass die Rückkehr ins normale Leben nicht ganz einfach ist, das kann man sich nach dieser Lektüre gut vorstellen.