Der große Sommer, Ewald Arenz

Das ist eins von diesen Büchern, die ich traurig zuklappe – traurig, weil es zu Ende ist und ich mich frage, wann ich wieder so ein Buch finden werde, das mich so berührt, das so vieles in mir zum Klingen bringt. 

Der Protagonist Frieder geht als gealterter Mann über den Friedhof und sucht nach einem Grab. Und währenddessen erinnert er sich an diesen ganz besonderen Sommer, den großen Sommer: Als 17-jähriger muss er in den großen Ferien für die Nachprüfungen in Mathe und Latein büffeln. Anstatt mit seiner Familie in den Urlaub zu fahren, wird er zum strengen Großvater geschickt. Es wird ein ganz besonderer Sommer für ihn, denn er erlebt nicht nur seine erste Liebe, sondern er begegnet auch erstmals dem Tod. Er erfährt neue Dimensionen von Freundschaft, erkennt die Bedeutung von Respekt und Vertrauen. Und an seinem Großvater, einer überaus schillernden Person, lernt er ganz neue Seiten kennen, ebenso wie an seiner Großmutter. Das klingt vielleicht nach einem Jugendroman, aber es ist noch so viel mehr darin. Und der Roman ist auch durchaus spannend – so fragt man sich, wessen Grab der inzwischen erwachsene Frieder immer wieder aufsucht. 

In einer wunderschönen, manchmal geradezu poetischen Sprache, erzählt Arenz die Geschichte, lässt uns teilhaben an Frieders vielfältigen Sinneseindrücken. Wir erleben mit ihm die Besonderheit dieses flirrenden Sommers, aber auch den Hauch des langsam nahenden Herbstes. Schon Alte Sorten des Autors hatte mir sehr gut gefallen. Arenz hat ein gutes Gespür für Zwischentöne und für die kleinen und großen Dinge, die ein Leben ausmachen.