Ein Häppchen-Buch. Voll mit klugen, teilweise ernsten, teilweise witzigen Reflexionen über das Leben. Walter Wemut schreibt Nachrufe, jeden Samstag schreibt er für eine Zeitung Texte zu den Toten der Woche. Nun soll er eine Rede halten zum achtzigsten Geburtstag einer Freundin. Mit dem Thema: Das gelungene Leben. Das stellt ihn vor völlig neue Herausforderungen, und er beginnt, über das Leben nachzudenken, über sein eigenes und über das der Menschen, denen er in seinem bisherigen Leben begegnet ist. Das schließt enge Freunde ebenso ein, wie Menschen, die er einmal auf der Straße getroffen hat. Er schreibt über Leben, die man als gelungen bezeichnet, ebenso wie über die, von denen man sagen würde, sie sind gescheitert. Aber was ist das überhaupt, ein gelungenes Leben? Und wer beurteilt das?
Das Buch gibt reichlich Stoff zum Nachdenken, deshalb ist es für mich ein Häppchen-Buch. Also nichts zum Hintereinanderweg-Lesen, sondern zum Aufsichwirken-Lassen. Das hängt auch mit dem besonderen Stil des Autors zusammen, er schreibt Kolumnen für das Süddeutsche Zeitung Magazin, und das merkt man seiner Schreibe an. Ich bin dem Autor also häppchenweise mit Vergnügen gefolgt bei seinen scharfsinnigen (wenn auch nicht unbedingt revolutionären) Lebensbetrachtungen und habe mich immer wieder gefreut, das Büchlein zur Hand zu nehmen. Von den Ratschlägen, die der Autor zwischendrin (und am Ende geballt) gibt, habe ich mir diesen gemerkt: Man muss nach dem Riss suchen. Den Grund dafür solltet ihr beim Autor selber nachlesen, hier die Kurzfassung: That’s how the light gets in.
Und mindestens zwei neue Wortschöpfungen habe ich gelernt: Beeindruckungsexperten, das sind die Leute mit Sprechdurchfall und Imponiergehabe. Und Einmerkerl, das sind die Zettelchen, mit denen man sich bestimmte Stellen in Büchern markiert. Ich liebe Einmerkerl und dieses Buch hat viele, wie man auf dem Foto sehen kann 😉