Das Buch beginnt mit einem langen Prolog, in dem die Ich-Erzählerin Ellen von ihrer Nacht im Gefängnis berichtet. Sie wird beschuldigt, ihre krebskranke Mutter umgebracht zu haben. Sie wünscht, sie hätte es getan, denn das Sterben ihrer Mutter war ein grauenvoller Prozess. Aber sie sagt, sie konnte es nicht tun.
Nach dem etwas zähen Prolog wird im ersten Teil erzählt, wie Ellen von ihrem Vater quasi gezwungen wird, die Pflege der kranken Mutter Kate zu übernehmen. Er behauptet, er sei nicht abkömmlich in seinem Job. Ellen, die nie das Hausfrauenleben ihrer Mutter führen wollte, gibt ihren Job und ihr ungebundenes Leben in New York auf, pflegt Kate und führt den Haushalt, lernt kochen, backen, sticken. Mutter und Tochter, die sich nie besonders nahegestanden haben, verbringen noch gute Zeiten miteinander. Aber Kates Krankheit schreitet schneller voran als gedacht, sie leidet entsetzlich, und die Pflege der Todkranken wird immer herausfordernder. Als die Mutter stirbt, ist es eine Erlösung für alle Beteiligten, aber dann zeigt die Autopsie eine Überdosis Morphium im Blut und Ellen wird angeklagt.
Die Annäherung von Mutter und Tochter ist wunderschön beschrieben. Ellen lernt nun vieles über Kates Leben, das sie bisher nicht besonders wertgeschätzt hat. Sie war immer mehr die Tochter des von ihr verehrten Vaters. Der erweist sich nun als nicht so souverän wie gedacht.
Zu Beginn des zweiten Teils – Ellen steht unter Mordverdacht, die Presse stürzt sich auf die erfolgreiche Karriere-Frau – gibt es Längen. Doch dann nimmt die Geschichte wieder Fahrt auf und gewinnt zunehmend an Spannung. Man ist die ganze Zeit sehr nah an der Ich-Erzählerin, die als kaltschnäuzig und wenig hilfsbereit gilt und im Laufe des Geschehens mehr und mehr ihre Menschlichkeit entdeckt. Das ist großartig beschrieben und sehr ergreifend. Die Zeitung Die Woche urteilte: „Ein Roman über das Sterben, der vom Leben erzählt.“ Das trifft es sehr gut. Der Roman wurde unter dem Titel Familiensache mit Meryl Streep verfilmt.
Ich wünsche allen friedliche, fröhliche Weihnachtstage und einen guten Rutsch in ein neues (Lese-)Jahr mit viel schöner Lektüre!