„Wenn du wieder da bist“, von Joanna Trollope

Der Titel hört sich nach Schnulze an und ist irreführend, viel besser ist der Originaltitel „The Soldier’s Wife“. Ein Soldat, der von einem sechsmonatigen Auslandseinsatz in Afghanistan zurückkehrt und eine Frau, die in dieser Zeit den Alltag mit kleinen Kindern und altem Hund stemmen musste und der Anwesenheit ihres Mannes entgegen fiebert – man ahnt, dass Konflikte vorprogrammiert sind.

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Alexa hat aus ihrer ersten Ehe eine Teenagertochter, die wegen der ständig wechselnden Wohnsitze der Familie ins Internat geschickt wurde und dort todunglücklich ist. Mit Dan hat Alexa dreijährige Zwillinge, die sie gut auf Trab halten. Nicht nur die Wohnsituation, das komplette Alltagsleben ist dominiert von Dan’s Einbindung in die Armee, Alexa macht das zunehmend Probleme. Sie hofft nun, gemeinsam mit Dan, Dinge klären zu können.

Aber Dan ist zwar da, aber nicht wirklich anwesend, Alexa dringt nicht zu ihm durch. „Ich rede mit dir, wenn du zurück in dieser Welt bist, die wir andern alle bewohnen.“ „Ich möchte nicht jemandem mein Herz ausschütten, der im Grunde noch so weit weg ist wie der Mond …“ Dan ist noch in einem anderen Modus, er kümmert sich um seine „Jungs“ und er kümmert sich um seinen Freund Gus, der von seiner Frau verlassen wurde und ihn doch unbedingt braucht. Dass Alexa offensichtlich unglücklich ist, macht ihn zunehmend hilfloser.

Ich schätze Trollope seit Jahren als jemanden, der sehr differenziert und einfühlsam über Familienthemen schreibt und habe fast alle ihre Bücher gelesen. Das Thema Soldatenfrau finde ich sehr interessant, letztlich kann ich nicht beurteilen, wie gut es recherchiert ist. Aber der Konflikt zwischen Dan und Alexa hat auch allgemein gültigen Charakter, und die Dialoge bringen Empfindungen, Kränkungen und Sprachlosigkeit gut auf den Punkt.

Es gibt ein paar wunderbare Figuren, die mich in ihrer Beschreibung an die große Anne Tyler denken ließen. Deren Format erreicht Trollope zwar nicht, aber ich habe das Buch sehr, sehr gerne gelesen. Wer nicht unbedingt äußere Spannung braucht, sondern sich auch an leiseren Zwischentönen im menschlichen Miteinander erfreuen kann, dem sei dieses Buch unbedingt empfohlen!