Der Papierpalast, Miranda Cowley Heller 

Ein echter Pageturner ist dieses Buch. Wer also gerne fesselnde Geschichten liest, ist hier richtig. Das Cover ist wunderschön, das Buch steht auf den Bestsellerlisten. Ein Aber gibt es trotzdem von meiner Seite. 

Eine Frau steht zwischen zwei Männern – „Jonas ist animalisch, Peter ist mineralisch“ – so beschreibt die Ich-Erzählerin Elle die beiden Männer, zwischen denen sie sich entscheiden muss. Der Roman pendelt zwischen ihrem heutigem Leben als Fünfzigjährige, und ihren Jahren als Kind und junge Frau. Langsam entfaltet Elle ihr Leben, dabei werden im Verlauf der Jahre unglaubliche Dramen und Geheimnisse enthüllt. Gleichzeitig bewegt sich die Geschichte unaufhaltsam auf den Tag der Entscheidung im Jetzt zu.

Die Rückblicke offenbaren schwierige familiäre Verhältnisse. Die Ereignisse werden mit einer gewissen kühlen Distanz geschildert; fast wirkt es so, als könnten sie um der Spannung willen nicht krass genug sein. Ist das typisch amerikanisch? Oder Cowley Hellers Job als Drama-Serien-Entwicklerin geschuldet? Nicht die Dramen an sich haben mich so irritiert, sondern diese Nüchternheit im Erzählen fand ich befremdlich. 

Aber die Geschichte ist wirklich spannend, sehr süffig geschrieben, und auch trockener Humor kommt nicht zu kurz. Den Zeitsprüngen zu folgen, und die vielen verschiedenen Namen zuzuordnen ist nicht immer ganz einfach. Die Sprache ist manchmal sehr vulgär, auch das empfand ich als unnötig reißerisch. 

Fazit: gute und sehr spannende Unterhaltung. Ich hätte mir etwas mehr Tiefgang und emotionale Wärme gewünscht.