Das Buch behandelt ein interessantes Thema – die Liebe zwischen einer Sehenden und einem Blinden. Die (mir persönlich bekannte) Autorin hat zum Buch selbst auch eine spannende Geschichte erzählt, dazu später mehr. Zum Inhalt: Nina, eine selbstbewusste, sportliche Frau Anfang Dreißig, kollidiert beim Joggen mit einem Mann, der sie energisch zusammenfaltet – was sie nicht bemerkt: er ist blind. Als sich die beiden kurz darauf abermals begegnen, wird ihr das aber schnell klar. Obwohl Jan ihr sympathisch ist, lässt sie sich nur zögernd auf eine Verabredung mit ihm ein. Zu viele Fragen sind damit verknüpft. Kann sie sich wirklich eine Beziehung mit einem Blinden vorstellen, mit jemandem, der auf ihre Hilfe angewiesen ist? Hat sie sich nicht immer einen richtigen Kerl gewünscht, einen, an den sie sich anlehnen kann?
Auch Jan, der – dank großartiger Unterstützung seines Bruders und mithilfe seines Blindenhunds Linus – im Alltag inzwischen gut zurechtkommt, ist unsicher, fühlt sich aber von Nina sehr angezogen. Als die beiden eine vorsichtige Annäherung wagen, kommt es zu dramatischen Ereignissen, die die schwierige Ausgangssituation noch einmal erheblich verschärfen.
Machen wir Sehenden uns über die praktischen Schwierigkeiten eines Blinden schon keine Vorstellung, so erst recht nicht über das Gefühlsleben. Die mit der Behinderung verbundenen Ängste, Unsicherheiten und Befürchtungen bringt Lessir uns gut näher, auf unterhaltsame, flott geschriebene Art und Weise. Ebenso die Aufgaben eines Blindenhunds, Linus schließt man schnell ins Herz.
Die Autorin hat erzählt, dass sie das Buch vor vielen Jahren unter anderem Titel veröffentlicht hat: Aus dem Blick – ein Titel, der mir sehr gut gefällt. Bei „Blind Date mit der Liebe“ gehen bei mir andere Lampen an. Aber unter dem neuen Titel (allerdings auch mit neuem Cover und inhaltlich überarbeitet) verkauft sich das Buch viel besser. Da wüsste man doch zu gern, wo dran es nun genau gelegen hat …