„Das erste Jahr ihrer Ehe“, von Anita Shreve

41Q3FIL81bL._SX319_BO1,204,203,200_Einen Fünftausender zu besteigen ist eine riesige Herausforderung, und es ist sicher nicht ungefährlich – vor allem, wenn man untrainiert ist wie die junge Margaret, die das erste Jahr ihrer Ehe mit ihrem Mann Patrick in Afrika verbringt. Als die Idee aufkommt, gemeinsam mit zwei anderen Paaren den Mount Kenya zu besteigen, zögert die junge Frau kurz, aber sie lässt sich auf das Abenteuer ein.

Der beschwerliche Aufstieg führt nicht nur Margaret an ihre Grenzen; ihre fehlende Fitness behindert die Gruppe und vertieft Spannungen, die schon vorher schwelten. Als die sechs einen Gletscher überqueren, kommt es zur Katastrophe, und einer von ihnen stürzt in den Tod. Alle sind sich einig: Margaret trägt die Schuld daran. (Die Begründung dafür ist ein wenig dünn).

Danach ist nichts mehr wie es war. Das junge Ehepaar muss sich mit Themen wie Schuld, Vergebung, Eifersucht und Entfremdung auseinandersetzen. Ein Jahr nach dem Unfall auf dem Gletscher schlägt Patrick vor, erneut den Mount Kenya zu besteigen, dieses Mal bis zum Gipfel, um mit den tragischen Ereignissen von damals endgültig abzuschließen und wieder nach vorn zu schauen. Kann das die Lösung für die Eheprobleme sein?

Shreves Stil ist kühl, stellenweise ist es fast eine Art Berichterstattung. Ihre Themen drehen sich stets um Liebesbeziehungen, um Paare, die auf die eine oder andere Art in Schwierigkeiten geraten oder unter komplizierten Bedingungen zueinander finden. Sie ist eine genaue Beobachterin, die typischen Beziehungsszenen (Eifersucht, Gefühl von Unzulänglichkeit, Sprachlosigkeit, Gleichgültigkeit) schildert sie so, dass man sich darin wiedererkennen kann. Anita Shreve ist eine Vielschreiberin; ich habe nahezu alle Romane von ihr gelesen und fand sie alle gut, die meisten allerdings besser als diesen.

Fazit: nicht ganz die übliche Shreve-Qualität, aber doch gut zu lesen.

 

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